Persönliche Wahrnehmung führt manchmal auf die falsche Fährte
Ein klarer Kopf ist Geld wert

Wir denken viel und falsch, wenn es ums Geld geht. Harry Büsser erklärt im letzten Teil der Serie die psychologischen Fallstricke bei der Geldanlage.
Publiziert: 13.10.2017 um 23:43 Uhr
|
Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:54 Uhr
Bei Investitionen in Aktien lassen sich Anleger zu oft von ihrem Bauchgefühl leiten.
Foto: Adrian Moser
Harry Büsser, Vinzenz Greiner

Wir Menschen führen uns oft selbst hinters Licht. So schätzen wir die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses falsch ein, weil wir uns auf unser Bauchgefühl verlassen. Doch nicht nur der Bauch spielt uns bei der Geldanlage Streiche. Auch unsere Wahrnehmung lässt sich häufig täuschen. Das zeigt der Beispielkauf eines Sofas und einer Couch.

Nehmen wir an, ein Auto kostet 40 000 Franken. Wenn man Ledersitze will, muss man noch einmal 2000 Franken drauflegen. Dieser Aufpreis fällt aber bei der Gesamtsumme kaum ins Gewicht. Ganz anders beim Sofa, das aus Stoff 3000 Franken und aus Leder auch 2000 Franken mehr kostet. Die Steigerung des Gesamtpreises des Sofas um zwei Drittel auf 5000 Franken grenzt für uns an Halsabschneiderei.

Die meisten Privatanleger messen Ergebnisse nicht systematisch

Deshalb kaufen wird die Option Leder beim Auto eher als beim Sofa. Das kommt daher, dass wir die 2000 Franken in Relation zum Autopreis respektive zum Preis des Sofas sehen. Dabei ist ein Ledersitz einfach ein Ledersitz – nicht mehr und nicht weniger. Und er kostet eben 2000 Franken – unabhängig davon, ob er sich im Auto oder in der Stube befindet.

So verhält sich der typische Anleger.
Foto: Infografik

An der Börse führen solche Wahrnehmungsverzerrungen zu Verlusten oder zumindest dazu, dass Privatinvestoren viel weniger hohe Gewinne machen, als möglich wären. Da die meisten ihre Anlageergebnisse nicht systematisch messen, fällt es ihnen auch im Nachhinein nicht auf, dass sie in börsenpsychologische Fallen getappt sind.

Viele kaufen, wenn der Kurs hoch ist

Für Aktienanlagen konnte die US-Finanzanalysefirma Dalbar zeigen, dass die Gewinne von Privatanlegern meist weit unter denen eines breit diversifizierten Aktienindexes liegen. Bezogen auf den Weltaktienindex MSCI World sind sie rund vier Prozent tiefer pro Jahr. Das liegt unter anderem daran, dass Anleger Aktien kaufen, wenn die Kurse schon hoch sind, und verkaufen, wenn sie tief sind.

Zwei amerikanische Professoren haben das Phänomen genauer betrachtet und – basierend auf vielen tausend Konten von Privatanlegern – das typische Verhalten abgeleitet (siehe Grafik). Dabei gibt es vor allem zwei Fallen, in die Anleger immer wieder tappen.

Die 12 wichtigsten Fragen über Aktien

Was ist eine Aktie?
Kauft man eine Aktie, erwirbt man einen Teil eines Unternehmens. Als Aktionär ist man somit Mitbesitzer der Firma und kann entsprechend an Generalversammlungen teilnehmen.

Warum werden Aktien ausgegeben?
Unternehmen können sich Geld besorgen, indem sie Unternehmensanteile als Aktien verkaufen. Das ist eine Alternative zu Fremdkapital, mit dem man bei Gläubigern in der Kreide steht und das man irgendwann wieder zurückzahlen muss.

Warum sollte ich eine Aktie kaufen?
Aktien sind eine Geldanlage. Ein Aktionär hofft darauf, dass eine Aktie dereinst mehr wert sein wird als zum Zeitpunkt des Kaufs. Zudem kann er sich bei vielen Aktiengesellschaften über jährliche Gewinnausschüttungen (Dividenden) freuen.

Wie kaufe ich eine Aktie?
Voraussetzung ist ein Konto und ein Wertschriftendepot bei einer Bank. Man kann dann selber Aktien kaufen oder dies von einem Kundenberater erledigen lassen. Kauf und Verkauf sind gebührenpflichtig.

Kann ich jede Aktie kaufen?
Nein. Viele Firmen sind zwar Aktiengesellschaften, nicht aber börsenkotiert. Nur die Titel börsenkotierter Firma stehen dem Publikum zum Kauf offen. Achtung: Gewisse Aktien werden kaum gehandelt, sie sind illiquid.

Ist es egal, ob ich eine Aktie an der Schweizer oder an einer anderen Börse kaufe?
Einige Firmen sind an mehreren Börsen kotiert. Die Liquidität kann sich je nach Marktplatz unterscheiden. Dasselbe gilt für die Handelswährung und die Höhe der Gebühren.

Warum kriegt man bei einem Börsengang einer Firma nicht immer eine Aktie?
Macht man ein Kaufangebot, zeichnet man eine Aktie. Ist die Nachfrage nach einer Aktie grösser als das Angebot, ist sie überzeichnet. Dann werden die Aktien nach bestimmten Prinzipien verteilt – häufig etwa an institutionelle Anleger.

Was ist der SMI?
Der Swiss Market Index, kurz SMI, ist ein Börsenindex. Er bildet die 20 grössten und liquidesten Titel der Schweizer Börse – von ABB bis Zurich Insurance – in einem Kurs ab.

Was ist ein Fonds?
Kleinanleger investieren mit Vorteil in Fonds statt in Einzeltitel. Da diese Aktien verschiedener Firmen enthalten, sind die Risiken besser austariert. Besonders empfehlenswert sind Indexfonds, die einen Börsenindex passiv abbilden. Sie sind im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds günstiger und meist auch rentabler.

Wie kommt ein Aktienkurs zustande?
Die Börse funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sind Interessenten bereit, Aktien zum Preis über dem aktuellen zu erwerben und wollen die Aktionäre zu dem Preis verkaufen, steigt der Kurs.

Was sagt der Kurs über den Ist-Zustand einer Firma aus?
Nicht viel. An der Börse geht es um die Zukunft. Erwarten die Aktionäre, dass sich die Aussichten einer Firma verschlechtern, stossen sie die Aktie ab. Der Kurs sinkt.

Gibt es Aktien noch auf Papier?
Lange konnte sich ein Aktionär seinen Unternehmensanteil auf schönem Papier einrahmen und zu Hause aufhängen. Heute werden Aktien digital gehandelt. Wer will, kann sie sich aber immer noch physisch liefern lassen. Das ist aber teuer.

Was ist eine Aktie?
Kauft man eine Aktie, erwirbt man einen Teil eines Unternehmens. Als Aktionär ist man somit Mitbesitzer der Firma und kann entsprechend an Generalversammlungen teilnehmen.

Warum werden Aktien ausgegeben?
Unternehmen können sich Geld besorgen, indem sie Unternehmensanteile als Aktien verkaufen. Das ist eine Alternative zu Fremdkapital, mit dem man bei Gläubigern in der Kreide steht und das man irgendwann wieder zurückzahlen muss.

Warum sollte ich eine Aktie kaufen?
Aktien sind eine Geldanlage. Ein Aktionär hofft darauf, dass eine Aktie dereinst mehr wert sein wird als zum Zeitpunkt des Kaufs. Zudem kann er sich bei vielen Aktiengesellschaften über jährliche Gewinnausschüttungen (Dividenden) freuen.

Wie kaufe ich eine Aktie?
Voraussetzung ist ein Konto und ein Wertschriftendepot bei einer Bank. Man kann dann selber Aktien kaufen oder dies von einem Kundenberater erledigen lassen. Kauf und Verkauf sind gebührenpflichtig.

Kann ich jede Aktie kaufen?
Nein. Viele Firmen sind zwar Aktiengesellschaften, nicht aber börsenkotiert. Nur die Titel börsenkotierter Firma stehen dem Publikum zum Kauf offen. Achtung: Gewisse Aktien werden kaum gehandelt, sie sind illiquid.

Ist es egal, ob ich eine Aktie an der Schweizer oder an einer anderen Börse kaufe?
Einige Firmen sind an mehreren Börsen kotiert. Die Liquidität kann sich je nach Marktplatz unterscheiden. Dasselbe gilt für die Handelswährung und die Höhe der Gebühren.

Warum kriegt man bei einem Börsengang einer Firma nicht immer eine Aktie?
Macht man ein Kaufangebot, zeichnet man eine Aktie. Ist die Nachfrage nach einer Aktie grösser als das Angebot, ist sie überzeichnet. Dann werden die Aktien nach bestimmten Prinzipien verteilt – häufig etwa an institutionelle Anleger.

Was ist der SMI?
Der Swiss Market Index, kurz SMI, ist ein Börsenindex. Er bildet die 20 grössten und liquidesten Titel der Schweizer Börse – von ABB bis Zurich Insurance – in einem Kurs ab.

Was ist ein Fonds?
Kleinanleger investieren mit Vorteil in Fonds statt in Einzeltitel. Da diese Aktien verschiedener Firmen enthalten, sind die Risiken besser austariert. Besonders empfehlenswert sind Indexfonds, die einen Börsenindex passiv abbilden. Sie sind im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds günstiger und meist auch rentabler.

Wie kommt ein Aktienkurs zustande?
Die Börse funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sind Interessenten bereit, Aktien zum Preis über dem aktuellen zu erwerben und wollen die Aktionäre zu dem Preis verkaufen, steigt der Kurs.

Was sagt der Kurs über den Ist-Zustand einer Firma aus?
Nicht viel. An der Börse geht es um die Zukunft. Erwarten die Aktionäre, dass sich die Aussichten einer Firma verschlechtern, stossen sie die Aktie ab. Der Kurs sinkt.

Gibt es Aktien noch auf Papier?
Lange konnte sich ein Aktionär seinen Unternehmensanteil auf schönem Papier einrahmen und zu Hause aufhängen. Heute werden Aktien digital gehandelt. Wer will, kann sie sich aber immer noch physisch liefern lassen. Das ist aber teuer.

Soll ich trotzdem Aktien kaufen?

Aktien mögen derzeit nicht mehr sehr günstig sein, aber günstigere Einstiegszeitpunkte kommen vielleicht nicht. Und wenn sie doch kommen, werden Anleger Angst vor Investitionen haben. Denn die Kurse fallen nicht ohne Grund.

Etwa beim Solar-Zulieferer Meyer Burger, dessen Aktie seit 2012 rund 89 Prozent ihres Wertes einbüsste. In der Solar-Branche waren Überkapazitäten aufgebaut worden, Aufträge blieben aber aus. Kein Titel an der Schweizer Börse verlor mehr in diesem Zeitraum (siehe Grafik). Dagegen legten vor allem Pharma-Titel zu.

Gestaffelt investieren

Ein weiteres Beispiel für fallende Kurse ist die Finanzkrise zwischen 2007 und 2009. Damals waren die Kurse zwar tief, aber die Anleger hatten Angst, dass das Bankensystem zusammenbrechen könnte. Deshalb investierten sie nicht zu den tiefen Kursen, sondern kauften sogar eher Kapitalschutzprodukte.

Dabei sollten Anleger Kapitalschutz-Produkte nicht kaufen, wenn es schon regnet, die Kurse also schon gefallen sind, sondern – falls überhaupt – wenn die Sonne scheint, die Kurse hoch sind. Das ist wie bei den Regenschirmen: Günstig sind sie bei Sonnenschein, wenn es regnet, werden sie teuer verkauft.

Aus dem Dilemma, dass Sie im Voraus kaum wissen können, ob Aktien aktuell günstig sind oder nicht, gibt es einen einfachen Ausweg: gestaffelt investieren. Wenn Sie heute 300'000 Franken erben, sollten Sie nicht alles sofort anlegen. Es ist besser, dies in regelmässigen Abständen über längere Zeit verteilt zu tun. Etwa heute 50'000 Franken und dann alle vier Monate wieder dasselbe, bis nach 20 Monaten der Gesamtbetrag investiert ist. Damit legen Sie über den ganzen Zeitraum gesehen zu einem Durchschnittspreis an und fahren günstiger.

Aktien mögen derzeit nicht mehr sehr günstig sein, aber günstigere Einstiegszeitpunkte kommen vielleicht nicht. Und wenn sie doch kommen, werden Anleger Angst vor Investitionen haben. Denn die Kurse fallen nicht ohne Grund.

Etwa beim Solar-Zulieferer Meyer Burger, dessen Aktie seit 2012 rund 89 Prozent ihres Wertes einbüsste. In der Solar-Branche waren Überkapazitäten aufgebaut worden, Aufträge blieben aber aus. Kein Titel an der Schweizer Börse verlor mehr in diesem Zeitraum (siehe Grafik). Dagegen legten vor allem Pharma-Titel zu.

Gestaffelt investieren

Ein weiteres Beispiel für fallende Kurse ist die Finanzkrise zwischen 2007 und 2009. Damals waren die Kurse zwar tief, aber die Anleger hatten Angst, dass das Bankensystem zusammenbrechen könnte. Deshalb investierten sie nicht zu den tiefen Kursen, sondern kauften sogar eher Kapitalschutzprodukte.

Dabei sollten Anleger Kapitalschutz-Produkte nicht kaufen, wenn es schon regnet, die Kurse also schon gefallen sind, sondern – falls überhaupt – wenn die Sonne scheint, die Kurse hoch sind. Das ist wie bei den Regenschirmen: Günstig sind sie bei Sonnenschein, wenn es regnet, werden sie teuer verkauft.

Aus dem Dilemma, dass Sie im Voraus kaum wissen können, ob Aktien aktuell günstig sind oder nicht, gibt es einen einfachen Ausweg: gestaffelt investieren. Wenn Sie heute 300'000 Franken erben, sollten Sie nicht alles sofort anlegen. Es ist besser, dies in regelmässigen Abständen über längere Zeit verteilt zu tun. Etwa heute 50'000 Franken und dann alle vier Monate wieder dasselbe, bis nach 20 Monaten der Gesamtbetrag investiert ist. Damit legen Sie über den ganzen Zeitraum gesehen zu einem Durchschnittspreis an und fahren günstiger.

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