Päckli-Kuriere arbeiten auf eigene Rechnung
DHL schiebt Risiko auf Fahrer ab

Ein Teil der DHL-Fahrer arbeitet selbständig. Das rechnet sich für die Kuriere nicht – das Risiko tragen sie trotzdem.
Publiziert: 03.05.2017 um 18:33 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:10 Uhr
«Wir sind moderne Sklaven»
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DHL-Fahrer klagt über Arbeitsbedingungen:«Wir sind moderne Sklaven»

Die Paketlieferdienste haben keinen Grund zum Jammern. Der Onlineboom sorgt für eine regelrechte Päckliflut und volle Auftragsbücher. Davon profitieren auch die Fahrer – sollte man meinen. 

Doch das ist Wunschdenken. «Ich arbeite zwölfeinhalb Stunden, jeden Tag», klagt ein DHL-Kurier dem «Kassensturz». Pausen mache er kaum.

Der Fahrer arbeitet im Auftrag von DHL. Heisst: Er ist nicht beim Paketlieferdienst angestellt, sondern selbständiger Unternehmer.

Die Fahrer müssen DHL-Uniformen tragen

Das Problem: Obwohl der Fahrer eigentlich selbständig ist, schreibt ihm DHL den Alltag vor. Das zeigt ein Blick in den «Frachtführer-Vertrag»: Hier ist festgelegt, wann der Kurier beginnen muss und was er zu erledigen hat. Der Konzern schreibt ihm zudem Fahrzeug und Ausrüstung vor. Ausserdem muss er eine DHL-Uniform tragen.

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«Wir sind moderne Sklaven», sagt der Kurier dem «Kassensturz». Fast alles müsse er selber organisieren: «Wir müssen selber den Bus leasen, den Diesel bezahlen und jeden Schaden müssen wir selber reparieren.»

Arbeitet der Paketkurier wirklich selbständig? «Die Kuriere sind sehr stark abhängig vom Auftraggeber. Sie müssen sehr detailliert Weisungen befolgen und dürfen ohne Zustimmung von DHL keine Aufträge für Dritte annehmen», sagt Arbeitsrechtsexperte Roger Rudolph. Und fasst zusammen: «Es ist eine Tätigkeit im Anstellungsverhältnis.»

DHL will Verträge prüfen

Die DHL erklärt, dass man bei den festangestellten Mitarbeitern allen arbeitsrechtlichen Auflagen nachkomme. Anderseits vergibt das Unternehmen seit rund 20 Jahren auch Aufträge an Subunternehmer.

«Zurückliegende juristische Reviews unserer Subunternehmer-Verträge haben uns attestiert, dass wir nach ständiger Rechtsprechung der Gerichte vor dem Vorwurf der Scheinselbständigkeit sicher sind», sagt Geschäftsleitungsmitglied Michael Jutzi dem «Kassensturz». Man werde aber die Bedingungen und Verträge nochmals prüfen und allenfalls anpassen, verspricht er.

Trotz der langen Arbeitstage rechnet sich das Geschäft für den Kurier kaum. Im Schnitt erhalte er von DHL rund 10'000 Franken pro Monat. Das scheint nur auf den ersten Blick viel Geld. Der Fahrer hat nämlich hohe Fixkosten: AVH, Pensionskasse, Mehrwertsteuer, Versicherung, Leasing und Treibstoff muss er selber bezahlen. Am Ende bleiben noch 3200 Franken übrig. Ein mieser Lohn für einen Zwölfstundentag. (bam)

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