Online-Schützer des Bundes tappen im Dunkeln
Jeder Zweite ist Opfer von Internet-Kriminalität

Im letzten Jahr wurde jeder zweite Internet-Nutzer Opfer von Internet-Realität. Die Schweiz ist dagegen schlecht gerüstet.
Publiziert: 15.01.2019 um 15:03 Uhr
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Aktualisiert: 15.01.2019 um 15:21 Uhr
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Ständerat Joachim Eder ruft dringend nach Mehr Geld für die Abwehr gegen Internet-Kriminalität.
Foto: Keystone
Moritz Kaufmann
Moritz KaufmannWirtschaftsredaktor

Hat jemand meine Daten gestohlen? Wurde mein Facebook-Konto gehackt? Ist meine 
E-Mail-Adresse verseucht? Wer das herausfinden will, kann Melani fragen.

Die Melde- und Analysestelle Informationssicherung (Melani), vom Bundesrat mit dem Schutz der kritischen 
IT-Infrastrukturen in der Schweiz beauftragt, hat ein sogenanntes Checktool (www.checktool.ch) aufgeschaltet. Wer dort seine 
E-Mail-Adresse eintippt, erfährt in der Regel, sein Konto sei sauber.

E-Mail-Adressen-Check auf mehreren Portalen

Alles gut also? Von wegen! Gibt man dieselbe E-Mail-Adresse auf einer anderen Check-Website ein, kommen oft ganz andere Resultate. Zum Beispiel beim Hasso-Plattner-Institut der Uni Potsdam. Dort wird detailliert beschrieben, ob das Konto kompromittiert ist. Viele Adressen, die Melani als unprob­lematisch einstuft, erscheinen dort als gehackt. Dies zeigt ein SonntagsBlick-Test mit mehreren Adressen.

Das weist darauf hin, dass die Schweiz in Sachen Internetsicherheit weit hinterherhinkt. Max Klaus, stellvertretender Leiter von Melani, räumt das indirekt sogar ein: «Will jemand herausfinden, ob er oder sie Opfer eines ­Datenabflusses geworden ist, empfiehlt es sich, weitere Portale zu nutzen.»

20-Jähriger klaut Daten von Politikern und Prominenten

Vorletzte Woche wurde Deutschland von einem riesigen Datenskandal aufgeschreckt. Zahllose persönliche Informationen von Politikern und Prominenten landeten auf Twitter. Als Tatverdächtiger wurde ein 20-Jähriger aus dem Umfeld rechter Hacker festgenommen.

Diese Woche hat eine Studie für Deutschland ergeben: 2018 war jeder zweite Internetnutzer von Cybercrime betroffen – von Datendiebstahl, Identitätsklau, Beleidigung oder Betrug. 23 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sogar mit illegaler Verwendung ihrer persönlichen Daten konfrontiert ­waren. «Man muss davon ausgehen, dass es in der Schweiz auch so ist», sagt Oliver ­Hirschi, Dozent für Informa­tionssicherheit an der Hochschule Luzern.

«Mehr finanzielle und personelle Ressourcen»

Anders als staatliche Stellen machen deshalb vor allem die Privaten vorwärts. «Die Schweiz profitiert davon, dass die Finanzbranche in Sachen IT-Sicherheit vo­ranschreitet. Über 40 Banken versuchen, die Bevölkerung zu sensibilisieren», sagt Hirschi.

«Unsere Cyberabwehr braucht mehr finanzielle und personelle Ressourcen», meint der Zuger FDP-Ständerat Joachim Eder. Er hat den Bundesrat mit Unterstützung von Kollegen im Parlament dazu gebracht, ein Kompetenzzentrum für Internetsicherheit aufzubauen.

Nun bremst ein Streit um Kompetenzen die Umsetzung. «Ich bin mit der zögerlichen Vorgehensweise des Bundesrats gar nicht zufrieden», sagt Eder. Die Cyberkriminellen dürfen sich bedanken. 

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