Tonnenweise Schweizer Raclette-Kartoffeln landen in Biogasanlagen und Schweinetrögen. Gleichzeitig importiert die Migros Erdäpfel aus Holland.
Ruedi Fischer, Präsident der Schweizer Kartoffelproduzenten (VSKP), versteht die Welt nicht mehr: «Für uns ist das eine absolute Katastrophe», sagt er dem Landwirtschaftlichen Informationsdienst (LID). In seiner langen Zeit in der Kartoffelbranche habe er noch nie so etwas erlebt.
Es handelt sich um die Sorte Gwenne, die noch nicht so lange in der Schweiz heimisch ist und von der Migros seit November als «Extra-Raclette»-Kartoffel angeboten wird. Eine Sorte mit besonders dünner Schale.
«Gewnne erfreut sich schon jetzt einer so grossen Nachfrage, dass die gesamte verfügbare Menge in der Schweiz bereits ausverkauft ist», erklärt Migros-Sprecherin Monika Weibel. «Deswegen importieren wir diese Kartoffeln aktuell aus anderen Ländern in Europa.»
Volle Schweizer Lager
Laut Fischer ist die in der Schweiz angebaute Sorte Amandine mit der holländischen Ware aber absolut gleichwertig. Die Schweizer Lager seien voll damit. Er befürchtet, dass nun tonnenweise Schweizer Kartoffeln in Biogasanlagen oder Futtertrögen landen. «Gerade in Zeiten, wo Food Waste und Nachhaltigkeit grosse Themen sind, sind die Importe für mich deshalb umso unfassbarer», sagt er dem LID.
Weibel betont den Schweiz-Vorrang bei der Migros: «Wenn ein Produkt in der Schweiz Saison hat und der einheimische Anbau genügend Ware zur Verfügung stellt, beziehen wir unsere Produkte von hier.» Die Migros biete im Übrigen auch die Sorte Amandine in der ganzen Schweiz an: «Wir überlassen somit die Wahl den Kunden.»
Bleibt die Frage, warum die Gwenne-Kartoffeln schon nach zwei Monaten aus sind. Zufall oder nicht: Bei der Raccard-Challenge («Der längste Raclette-Ofen der Welt») am 30. November in Bern verschenkte die Migros den Teilnehmern 20'000 Kartoffeln der neuen Sorte.