Die Bahnhofstrasse aus Zürich steht für Glanz und Glamour. Und für schicke, weltberühmte Läden. Sie markiert das Herzstück des Zürcher Shoppings. In jüngster Zeit sorgte sie aber mit verschiedensten Meldungen für Aufsehen: Erst verabschiedete sich der Apple-Store von der Luxus-Gasse. Er zog an den Rennweg. Und im kommenden Januar muss auch Manor aus der Bahnhofstrasse ausziehen – und Büros Platz machen.
Das Immobilien-Beratungsunternehmen CBRE hat in der Retail-Studie 2019 unter anderem die Zürcher Bahnhofstrasse untersucht. Das Resultat: Der Luxus-Meile geht trotz jüngster Schlagzeilen blendend. Und in ihr steckt überraschend viel Schweiz.
Jeder zweite Händler ist schweizerisch
137 Läden säumen die insgesamt 1,17 Kilometer lange Bahnhofstrasse. Auffällig: Davon ist keine einzige Verkaufsfläche unvermietet. «An der Bahnhofstrasse hat es seit Jahren keinen Leerstand – bei stabilen Mieten», sagt Michael Dressen (46), Retail-Experte bei CBRE, zu BLICK.
Aber sind es Schweizer Marken, welche der Bahnhofstrasse ihr Gesicht geben? Sind es nicht vielmehr ausländische Schicki-Micki-Namen wie Gucci, Louis Vuitton oder Prada – und die Schweizer Läden einfaches Beigemüse?
Dressen sieht das anders. Und die Zahlen geben ihm Recht: Denn jeder zweite Händler an der Bahnhofstrasse ist schweizerisch! «Der Anteil Schweizer Marken ist an der Bahnhofstrasse tatsächlich überraschend hoch», so Dressen. Auch im internationalen Vergleich halten sie sich gut, denn: An den wichtigsten Strassen von Paris oder London würden ähnlich viel heimische Läden stehen.
Schweizer Schoggi, Uhren und Schmuck
Konkrete Beispiele sind schnell gefunden. Etwa die heimischen Confiseure Sprüngli oder Bachmann haben sich an der Bahnhofstrasse gut positioniert. Dressen: «Doch das ist bei Weitem nicht alles – auch Marken wie Bally oder Tally Wejl sind schweizerisch.» Aber auch Schweizer Juwelier- oder Uhren-Geschäfte sind präsent. Marken wie Beyer, Meister, Gübelin, Bucherer, Omega oder Swatch – um nur einige zu nennen.
Für den Retail-Experten ist das ein positives Zeichen: «Es bedeutet letztlich doch, dass die Schweiz über viele starke Marken verfügt, die sich die Präsenz an der Bahnhofstrasse leisten können wollen.» Denn die Händler zahlen pro Quadratmeter 10'000 Franken. In Europa gibt es nur drei Adressen, die noch teurer sind als Zürich: London, Paris und Mailand.
Bahnhofstrasse ist nicht austauschbar
«Oft hört man ja, die Bahnhofstrasse sei gar keine Schweizer Strasse mehr und wäre austauschbar mit anderen Einkaufsstrassen in Europa oder weltweit», sagt Dressen. Er betont: «Das stimmt aber einfach nicht.» Vergessen gehe bei der Diskussion oft auch, dass mit Coop City St. Annahof weiterhin ein Schweizer Warenhaus an der Bahnhofstrasse stehe.
Die Schweizer können also stolz sein. Auf ihre Bahnhofstrasse und ihre Marken.