Darum gehts
- Falsche Angaben in einem neuen Globi-Exemplar sorgen für Unmut bei Schweizer Bauern
- Der Kraftfutter-Anteil bei Schweizer Kühen wird fälschlicherweise auf 80 Prozent beziffert
- Tatsächlicher Anteil beträgt 10 bis 15 Prozent
Wer hierzulande gross geworden ist, der weiss: Globi gehört zur Kindheit wie der Samichlaus oder die Zahnfee. Der blaue Vogelmensch mit dem gelben Schnabel und der rot-schwarz karierten Hose ist ein wahrer Kindheitsheld. Und erfreut sich nach wie vor grosser Beliebtheit: Bis heute erscheinen jährlich neue Bände über die Abenteuer der ehemaligen Werbefigur der Kaufhauskette Globus.
Das neueste Exemplar – Globi und der Wald – landete am 17. November in den Verkaufsregalen. Und sorgt bei hiesigen Bauern für richtig rote Köpfe. Oder wie es Landwirtin und Branchenvertreterin Sabrina Schlegel (40) in einem Beitrag auf der Plattform Linkedin ausdrückt: «Globi ist nicht mehr mein Held.»
Falsche Zahl und irreführende Aussage empören
Der Grund für den Unmut findet sich auf Seite 64 der neuen Ausgabe. Konkret heisst es dort in Bezug auf Kühe aus Schweizer Landwirtschaft: «80 Prozent ihrer Ernährung bestehen aus Körnern oder Soja.» Zur Einordnung: In Südamerika – insbesondere in Brasilien – wird aufgrund der günstigen klimatischen Bedingungen besonders viel Soja angebaut. Damit das möglich ist, werden in Regenwäldern wie dem Amazonas riesige Flächen für Sojaplantagen gerodet. Mit gravierenden Folgen für Tiere und Umwelt. Und ein Grossteil – rund 80 Prozent – der weltweiten Soja-Produktion wird zu Tierfutter, zu sogenanntem Kraftfutter, verarbeitet.
Globi erwidert deshalb pointiert: «In Schweizer Milch, Käse und Fleisch steckt also ein Stück Regenwald?», was die Protagonistin bejaht. Diese Aussagen stossen hiesigen Bauern sauer auf.
Das Branchenmagazin «Zürcher Bauer» spricht von «Fake News» und davon, dass die Ausgabe «Kinder in die Irre» führen würde. Die Angaben seien «sachlich falsch und tendenziös». Und Landwirtin Schlegel spricht von «frei erfundenen Aussagen»: «Ich habe keine Ahnung, wie der Autor auf diese Zahl gekommen ist», sagt sie zu Blick.
Statt 80 Prozent nur etwa 15 Prozent Kraftfutter mit Soja
Damit liegen sie nicht falsch: Tatsächlich handelt es sich bei den 80 Prozent um eine falsche Zahl, wie auch Buchautor Atlant Bieri (45) einräumt: «Auf der betreffenden Seite ist mir ein Fehler unterlaufen», sagt er zu Blick. Dies sei auch in diversen Lektorats- und Korrekturrunden übersehen worden. «Dass die Zahl so im Buch steht, ärgert mich und tut mir sehr leid», so der Autor. Eigentlich sollte im Globi-Buch «10 bis 15 Prozent» stehen. So viel Kraftfutter wird Schweizer Kühen nämlich im Durchschnitt verfüttert.
Doch auch die zweite Aussage von Globi irritiert: abgeholzter Regenwald für Schweizer Milch- und Fleischprodukte? «Das in die Schweiz importierte Soja stammt zu über 95 Prozent aus Europa», erklärt Bäuerin Schlegel. Der Teil, der aus Südamerika komme, sei verschwindend klein – und werde ohnehin nur bei Engpässen importiert. «Zudem wird auch dieser nicht von Plantagen auf frisch abgeholztem Regenwald geerntet», sagt Schlegel dazu. Die entsprechenden Sojaplantagen müssten mindestens seit 2004 bestehen.
Buchautor doppelt nach
Doch Buchautor Bieri beharrt: «Im Grundsatz ist die Aussage richtig.» Die Formulierung sei zwar knapp, doch sie erlaube Kindern «ein sachgerechtes Verständnis über die Abholzung des Amazonas und die Zusammenhänge mit der Nahrungsmittelproduktion.»
Seinen Aussagen widerspricht Globi-Verlagsleiterin Gisela Klinkenberg (65) diametral. Gegenüber Blick spricht Klinkenberg von einem «saublöden Fehler», der dem Verlagshaus unterlaufen sei. Die Aussagen Bieris seien zu salopp und nicht differenziert genug formuliert. «Ich habe mich gleich beim Schweizer Bauernverband für den Fehler entschuldigt. Unsere Absicht war es nie, jemanden zu beleidigen oder zu verunglimpfen», sagt die Verlagsleiterin zu Blick.
Ausserdem sollen neu gedruckte Bücher umgehend korrigiert und in den bestehenden Exemplaren eine Anmerkung eingefügt werden. «Das hätte so nie erscheinen dürfen», erklärt Klinkenberg. Und stellt klar: «Wir wollen in den Globi-Büchern Fakten publizieren, keine Meinungen.»