Der neue Postchef Roberto Cirillo (48) begrüsst die Medien auf einer Baustelle. Hier in Cadenazzo TI entsteht eines der neuen Verteilzentren der Post. Das im Tessin wird im Oktober 2019 den Betrieb aufnehmen.
Baustelle – das passt zum Zustand der Post. Der neue Chef, muss vieles ändern: «Wir müssen uns bewegen», erklärt Cirillo zum Beginn der Medienkonferenz. «Wir dürfen uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen», das habe er in seiner Jugend gelernt.
Für Cirillo ist klar: «Die Post muss den Gürtel vorübergehend etwas enger schnallen!» Denn die Post wolle nicht mehr Geld ausgeben als sie einnehme.
Abwärtsspirale verhindern
Das Ziel der Post: «Wir wollen verhindern, dass wir in eine Abbau- und Abwärtsspirale geraten, wie das bei Postkonzernen im Ausland der Fall ist.» Dazu brauche es aber auch die Unterstützung der politischen Akteure, sagte Cirillo, «damit die Post auch künftig ohne Steuergelder auskomme.»
Cirillo skizzierte das Marktumfeld in dem sich die Post heute bewegt, weniger Briefe zum Beispiel. Er sprach auch die private Konkurrenz im Logistikbereich an, die «vor allem in den lukrativen Nischen» tätig sei. Die Post aber wollen keine «Rosinenpickerin» sein.
Eine neue Strategie werde nun ausgearbeitet. Gross liess sich Cirillo nicht in die Karten schauen, liess aber Vorstösse in den Gesundheitsbereich anklingen, oder eine verstärkte Zusammenarbeit mit Behörden und neue Ideen in der Finanzbranche. Alles, ohne wirklich konkret zu werden.
«Es braucht einen Ruck»
Es gehe darum, die Erfolgsgeschichte der Post fortzusetzen, erklärt Cirillo, der nun seit 20 Wochen bei der Post ist. Die Post müsse wieder an Relevanz gewinnen. «Es braucht einen Ruck», sagte der neue Postchef schon im April. Danach machte er sich auf, das Unternehmen besser kennen zu lernen. «Was ich dabei angetroffen habe, stimmt mich zuversichtlich.»
«Wir dürfen nicht stehen bleiben, wir müssen Neues denken!» Auf einer grossen Schweizerkarte zeigt Cirillo, wo er in der Schweiz überall war, um die Gene der Post zu spüren und kennen zu lernen. Er traf dabei hunderte von Mitarbeitenden, unter anderem eine Schalterangestellte aus Genf, die ihn beiseite genommen habe und ihm die Unterschiede zwischen den einzelnen Kunden entschlüsselte.
Oder, so eine Erfahrung aus dem Paketzentrum in Härkingen: «Hier sortieren riesige Maschinen all die Pakete, doch gesteuert, wird das alles immer noch von Menschen», so Cirillo.
Die Post müsse sich in allen Bereichen verbessern, auch die Mitarbeiter der Postpartner noch besser ausbilden und uns immer die Frage stellen: «Wie kann die Post ihren Kunden noch mehr Nutzen bringen?»
«Wir sind Marktführer und werden es bleiben», so Cirillo. Dafür brauche es aber eine Umstellung der Post von einer zentralen auf eine dezentrale Struktur. Das bringe auch viele Veränderungen für die Mitarbeitenden: «Die historischen Arbeitszeitsmodelle haben ausgedient», erklärt der Postchef. Es brauche Anpassungen an die heutige Arbeitswelt, doch die neuen Modelle sollen in engem Kontakt mit den Sozialpartnern erarbeitet werden.
Löhne nicht weiter drücken
«Ich fordere die ganze Branche auf, die Löhne nicht weiter nach unten zu treiben. Die Veränderung der Branche darf nicht auf dem Buckel der Mitarbeitenden statt finden», wendet sich Cirillo auch an die Konkurrenten in der Logistikbranche.
Der italienisch-schweizerische Doppelbürger Roberto Cirillo (48) verbrachte seine Jugend im Tessin. Das neuen Paketzentrum in Cadenazzo (TI) hat sich der neue Post-Chef denn auch für die heutige Pressekonferenz ausgesucht.
Bislang war er kaum in der Öffentlichkeit sichtbar – mit einer Ausahme: «Roberto, der Pöstler», arbeitete im späten Frühlich mehrere Wochen an der Front (BLICK berichtete). Seine Kennenlern-Tour führte Cirillo in die Region Thun, auch ins Paketzentrum in Härkingen SO und nach Lausanne, wo er hinter dem Schalter Dienst schob. In Zürich traf er Angestellte beim Teammeeting.