Darum gehts
- Abfallentsorgung wird teurer durch CO₂-Abscheidung in Kehrichtverbrennungsanlagen
- Nationale Klimagebühr von 10 Franken pro Tonne Abfall vorgeschlagen
- Sackgebühr könnte bis 2050 um 2 Franken steigen
Die Aufregung war gross bei der Einführung der Sackgebühr Ende der 90er-Jahre. Dass man den Abfallsack nicht mehr gratis an den Strassenrand stellen konnte, passte vielen nicht. Mittlerweile hat man sich daran gewöhnt. Und kauft die teure Rolle 35-Liter-Säcke zähneknirschend beim Grossverteiler.
Doch jetzt droht neuer Ärger, wie die «NZZ» berichtet. Demnach liegt ein Vorschlag für eine neue Klimagebühr auf dem Tisch: 10 Franken pro Tonne Abfall – das sind 5 Rappen mehr für einen 35-Liter-Sack. Doch das wäre erst der Anfang. Denn der Bund plant, die CO₂-Abscheidung ab 2030 massiv auszubauen. Um flächendeckend eine neue Technik einzuführen, müsste die Sackgebühr bis 2050 um 2 Franken steigen. In Zürich würde der 35-Liter-Sack dann von heute 1.60 auf 3.60 Franken steigen, in Basel gar auf 4.70 Franken.
Im Meeresboden gelagert
Weil es keine klimafreundliche Alternative zur Abfallverbrennung gibt, setzen die Betreiber der Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) auf die Technologie Carbon Capture and Storage (CCS). Heisst: CO₂ wird aus Abgasen herausgewaschen, verflüssigt und unter dem Meeresboden gelagert. Diese Technik soll die Abfallbranche bis 2050 klimaneutral machen. Doch sie hat ihren Preis: Der Aufbau des gesamten CCS-Systems dürfte laut Bund bis zu 16 Milliarden Franken kosten.
Die erste Pilotanlage steht in Niederurnen GL. Bereits 2030 könnte die KVA Linth jährlich 100'000 Tonnen CO₂ abtrennen. Doch die Kosten sind gigantisch: rund 400 Franken pro Tonne, insgesamt etwa 40 Millionen Franken pro Jahr. Zu viel für die kleinen Gemeinden rund um die Anlage im Glarner Unterland. Deshalb fordert die Branche jetzt eine nationale Klimagebühr.
Heute müsste das CO₂ aus Schweizer Kehrichtverbrennungsanlagen per Bahn nach Nordeuropa transportiert werden. Das ist aufwendig und geht ins Geld. Erst mit Pipelines könnte der Preis pro Tonne dereinst von 400 auf etwa 180 Franken sinken. Doch der Bau von Pipelines ist erst geplant.