In Zukunft wird sich die Nestlé-Fabrik in Basel ganz auf die Herstellung von Senf und Mayonnaise konzentrieren. Diese Konzentration kostet 15 Millionen Franken an Investitionen – und 100 Angestellten ihren Job.
Um 10 Uhr wurden die Angestellten informiert. «Die Anspannung war riesig, die Leute hatten Angst um ihre berufliche Zukunft», sagt ein Nestlé-Arbeiter zu BLICK. «Nach 40 Sekunden ist die Bombe geplatzt, 100 Leute verlieren ihren Job», sagt er. «Es herrschte Totenstille im Saal, dann haben die ersten Mitarbeitenden geweint.»
Es würden ganze Abteilungen gestrichen. «Zum Beispiel der komplette 4. Stock, wo Le Parfait produziert wird», sagt der Insider. Der Stellenabbau sei schöngeredet worden. «In typischem, kühlem Manager-Deutsch, es war grässlich.»
«Ungewissheit ist der reinste Horror»
Wer seinen Garderobenschrank räumen muss, wisse man noch nicht. «Diese Ungewissheit ist der reinste Horror. Gerade für Angestellte, die mit ihrem Lohn eine Familie durchbringen müssen.» Nach der Info haben alle Mitarbeiter den Tag frei bekommen. Morgen müssen sie wieder zur Arbeit antraben. «Das wird ein ganz schwerer Gang werden», sagt der Nestlé-Mitarbeiter.
Der Nahrungsmittelmulti die Herstellung sämtlicher anderer Produkte des Standort Basels auslagert. Die Produktion von Salatsaucen und Dips soll an anderen Nestlé-Standorten in Europa erfolgen. Der Klassiker Incarom soll künftig in Portugal hergestellt werden.
Le Parfait wird verkauft
Die beiden Marken Le Parfait (Brotaufstrich) und Franck Aroma (Chicoréegetränk) dürften gar verkauft werden. Zurzeit arbeiten 177 Angestellte von Nestlé in Basel. Die 100 Stellen sollen über die nächsten 18 Monate abgebaut werden, wie die Mitarbeitenden heute erfahren haben. Der Lebensmittelmulti will die Betroffenen mit einem freiwilligen Sozialplan unterstützen. Dieser soll unter auch Stellenangebote innerhalb des Konzerns, Frühpensionierungen oder Outplacement-Beratung umfassen.
Schock für Basel
Als Begründung für den grossen Abbau schreibt Nestlé: «Die Fabrik in Basel entspricht mit ihrer Komplexität und der breiten Produktepalette nicht mehr den heutigen Anforderungen an moderne Produktionsstätten.» Die Konsequenz: Von Thomy gibt es aus Basel nur noch Senf und Mayonnaise.
Dafür wird der Standort Basel für 15 Millionen Franken umgebaut und künftig mit viele weniger Mitarbeitenden betrieben. Der Abbau ist ein weiterer Schock für die Region Basel, die bereits heute eine der höchsten Arbeitslosenquote in der Deutschschweiz aufweist.
Nestlé beschäftigt in der Schweiz rund 9700 Mitarbeitende. Der Multi betreibt hierzulande elf Fabriken, an vier Standorten wird Forschungsarbeit betrieben.
Eine Mai 2018 hatte der weltgrösste Lebensmittelhersteller bereits die globale Restrukturierung seines IT-Bereichs bekannt gegeben. Dazu gehört bis Ende 2019 ein massiver Stellen-Abbau am Hauptsitz in Vevey VD und in Lausanne.