Neobank rüstet auf
Revolut will Schweiz-Geschäft ausbauen

Schon heute hat das britische Fintech 800'000 Kunden in der Schweiz. Jetzt folgen Ausbauschritte – mit einem Länderchef für das hiesige Geschäft und womöglich einer eigenen Banklizenz.
Publiziert: 22.05.2024 um 17:21 Uhr
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Aktualisiert: 22.05.2024 um 17:43 Uhr
Wird zunehmend eine Konkurrenz für Schweizer Banken: die britische Neobank Revolut
Foto: Michael Heim
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Michael Heim
Handelszeitung

Eine Personalie sorgt für Gespräche in der Bankenszene: Seit Ende 2023 amtet der frühere Blackrock-Manager Julian Biegmann als «General Manager Switzerland» für das britische Fintech Revolut. Vermutlich als Erster, der diesen Titel überhaupt formell führt. Denn bislang bediente Revolut die Schweizer Kundschaft mit seinen Kreditkarten und Apps ausschliesslich grenzüberschreitend aus Grossbritannien heraus. Doch das soll sich ändern.

Biegmann hat den Auftrag, den Fussabdruck der – unter hiesigen Banken unbeliebten – britischen Konkurrenz in der Schweiz weiter auszubauen. «We are expanding our Revolut Team in Switzerland», postete Biegmann vor ein paar Monaten auf Linkedin – und schrieb gleich eine Stelle für einen Geldwäscherei-Spezialisten aus.

Artikel aus der «Handelszeitung»

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Revolut «arbeitet» am Schweizer Bankkonto

Auch weitere Indizien sprechen dafür, dass Revolut schweizerischer werden will. Auf die Frage, ob nun auch das lange ersehnte Schweizer Konto komme, antwortete Biegmann auf Linkedin mit: «Working on it.» Erstmals bestätigt Revolut damit – leicht verklausuliert – den echten Markteintritt, womöglich gar mit einer eigenen Banklizenz in der Schweiz.

Bei der Schweizer Kundschaft ist Revolut bereits längst angekommen. Dem Vernehmen nach haben 800’000 Schweizerinnen und Schweizer ein Konto bei Revolut – mehr als bei manch anderer grossen Bank. Zudem betreibt Revolut für mehrere zehntausend Firmenkunden ein Konto.

Zwar können diese Dienstleistungen problemlos grenzüberschreitend via die britische Niederlassung erbracht werden. Doch bislang hatte das für Schweizerinnen und Schweizer ein paar Nachteile – verglichen mit einer echten lokalen Präsenz. So ist Revolut nicht direkt an den Schweizer Inland-Zahlungsverkehr angeschlossen und kann daher auch keine Schweizer Kontonummern ausgeben.

Eine wichtige Partnerin im Schweizer Geschäft ist – bislang – denn auch die Credit Suisse. Sie hat die Scharnierfunktion zum Schweizer Markt übernommen und ermöglicht es der Kundschaft von Revolut, über ein Schweizer CS-Konto Geld einzuzahlen. Fraglich ist, wie lange die Kooperation noch hält, nachdem die CS in der UBS aufgegangen ist. UBS-Chef Sergio Ermotti fiel in der Vergangenheit nicht gerade als Revolut-Sympathisant auf.

Punktvorteil beim Wechselkurs

Seit seinem Markteintritt vor rund sieben Jahren konnte sich Revolut im Schweizer Markt vor allem im Bereich Kartentransaktionen im Ausland etablieren. In Tests der «Handelszeitung» fiel das britische Fintech regelmässig mit sehr guten Wechselkursen auf. Mittlerweile haben auch Schweizer Anbieter wie Neon, Yuh oder Radicant nachgezogen und entweder ähnlich günstige Angebote lanciert oder ihre eigenen Margen reduziert.

Seit seinem Markteintritt vor rund sieben Jahren konnte sich Revolut im Schweizer Markt vor allem im Bereich Kartentransaktionen im Ausland etablieren. In Tests der «Handelszeitung» fiel das britische Fintech regelmässig mit sehr guten Wechselkursen auf. Mittlerweile haben auch Schweizer Anbieter wie Neon, Yuh oder Radicant nachgezogen und entweder ähnlich günstige Angebote lanciert oder ihre eigenen Margen reduziert.

Und so spricht alles dafür, dass Biegmann die neue Stelle als Schweiz-Chef mit dem Auftrag angetreten hat, Revolut schweizerischer zu machen – und damit mittelfristig auch neue Dienstleistungen am Schweizer Markt einzuführen. So ist es in der Schweiz bislang nicht möglich, über Revolut Aktien zu handeln. Auch Sparkonten oder Sparprodukte von Drittanbietern, wie sie in anderen Märkten von Revolut angeboten werden, gibt es hierzulande bisher nicht.

Revolut bestätigt «grosse Ambitionen»

Was sich konkret in der Schweiz ändern wird, möchte Revolut derzeit noch nicht sagen. Auf Anfrage der «Handelszeitung» spricht der für die Schweiz zuständige Pressesprecher Christoph Weferling – auch er ist neu in dieser Funktion – jedoch von «grossen Ambitionen». Revolut habe sich das Ziel gesetzt, in allen Märkten, in denen Revolut als Unternehmen tätig ist, die führende Bank zu werden. «Zu konkreten Plänen für die Schweiz äussern wir uns zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht.»

Generell scheint Revolut weiter auf Expansionskurs zu sein. Zwar wartet das Unternehmen im Heimmarkt Grossbritannien noch immer auf die Banklizenz und ist derweil weiterhin mit seiner Fintech-Lizenz unterwegs. Doch konnte das Unternehmen vor kurzem den Erwerb der Banklizenz in Mexiko verkünden, was insbesondere einen riesigen Markt für grenzüberschreitende Überweisungen öffnet.

In der Schweiz beschäftigt Revolut derzeit erst drei Personen. Der Compliance Manager, dessen Stelle Länderchef Biegmann vor zwei Monaten ausgeschrieben hatte, scheint seine Stelle schon mal angetreten zu haben. Das Inserat ist mittlerweile nicht mehr aufgeschaltet.

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