Mein Pult habe ich seit zwei Jahren nicht mehr benützt», sagt Nathalie Felber. «Ich kann überall arbeiten.» Die 36-jährige Chefin der Schweizer Stuhlfabrik Dietiker, gegründet 1873, arbeitet tatsächlich oft woanders: Sie ist häufiger auf Achse als in Stein am Rhein SH, wo die Fabrik steht.
Am Freitag war sie in Berlin, das Wochenende verbringt sie in London. Von der Themse aus führt sie Verhandlungen über den Vertrieb ihrer Stühle.
Als Urs Felber 2011 verstarb, übernahm sie seinen Platz in der Firma: «Es war von Anfang an klar, dass ich in seine Fussstapfen trete.» Ihr Vater hatte das Unternehmen 2001 von der Migros übernommen und es zu einer Design-Perle umgebaut. Sein Know-how brachte der Ingenieur von De Sede und Vitra mit.
«Es ist jetzt an mir, sein Erbe fortzuführen und weiterzuentwickeln», sagt die Tochter pflichtbewusst. Einfach ist es nicht: Im hart umkämpften Markt lauert Billigkonkurrenz; der immer stärkere Franken drückt auf Gemüt und Portemonnaie.
Frankenschock verdaut
«Das letzte Jahr war eine Herausforderung», sagt Felber. Mittlerweile jedoch habe die Firma den Frankenschock verdaut. Dieses Jahr peilt Felber einen Umsatz von 15 Millionen Franken an. Dabei ist die Ökonomin gezwungen, die Kosten tief zu halten. Produziert wird teilweise in Stein am Rhein, einzelne Schritte wie Schleifarbeiten werden in Ungarn getätigt.
Felber weiss genau, wohin sie die Firma steuern möchte: «Unsere Möbel werden in erster Linie für Kongresszentren, Schulen oder Altersheime produziert.» Den Wohnbereich hat sie nicht auf dem Radar. Es sei schwierig, in diesem Markt zu wachsen, wenn man bereits mit Spitälern, Cafeterias und Verwaltungen in Verbindung gebracht werde. «Aber da will ich klar die Nummer eins sein.»
Ämter und Gemeinden, kritisiert sie in diesem Zusammenhang, wählten bei der Beschaffung von Mobiliar zu oft die Konkurrenten aus dem Ausland: «Ich wünsche mir, dass die Verwaltungen mehr in Schweizer Produkte investieren.» Die seien zwar in der Anschaffung etwas teurer, zahlten sich aber aus, weil so die Schweizer Wirtschaft gestärkt werde.
Ein Drittel geht ins Ausland
Und wie hält sie es selber mit dem Ausland? «Wir exportieren ein Drittel unserer Ware», sagt Felber. Deutschland sei interessant, Italien weniger. Die brächten zwar grossartiges Design hervor – doch der Markt setzte zu sehr auf Trends. Die Produkte von Dietiker seien dagegen zeitlos. «Den Cafeteria-Stuhl von Bruno Rey aus dem Jahr 1971 gibts heute auch als Kinderstuhl.» Ebenfalls eine Innovation.
Wie die soeben lancierte Le-Corbusier-Farbkollektion: «Ich setze auf den Mittleren Osten. Dubai zum Beispiel.» Klassische und solide Formen seien dort Trumpf. Doch komme es sehr aufs Taktieren an: «Als Schweizerin mit israelischen Wurzeln habe ich das diplomatische Verhandeln im Blut.»
Ihre rund 150 Mitarbeitenden führt Felber unorthodox und sehr patronal: «Jeder bei uns weiss, was er zu tun hat.» Sie müsse nicht jeden Schritt kontrollieren: «Meinen Leuten vertraue ich.» Doch wehe, man missbraucht das. «Dann kann ich auch anders!»
Nathalie Felber lebte bis zum 18. Altersjahr in Monaco; ihre Muttersprache ist daher Französisch. Das Ökonomie-studium absolvierte die Schweizerin in Tel Aviv. Aus Israel zurückgekehrt, durchlief sie an der Universität St. Gallen einen internationalen MBA-Studiengang. 2011 übernahm sie die Leitung der Firma Dietiker AG. Die 36-jährige Unternehmerin pendelt zwischen Zürich, Stein am Rhein SH und London.
Nathalie Felber lebte bis zum 18. Altersjahr in Monaco; ihre Muttersprache ist daher Französisch. Das Ökonomie-studium absolvierte die Schweizerin in Tel Aviv. Aus Israel zurückgekehrt, durchlief sie an der Universität St. Gallen einen internationalen MBA-Studiengang. 2011 übernahm sie die Leitung der Firma Dietiker AG. Die 36-jährige Unternehmerin pendelt zwischen Zürich, Stein am Rhein SH und London.