Darum gehts
- Der Sugus-Hersteller Mars Wrigley ändert die Sugus-Rezeptur zu glutenfrei und vegetarisch
- Kunden sind enttäuscht: Süssigkeitenhändler erhielt über 500 Beschwerdemails
- Andere Marken wie Rivella und Nutella führten ebenfalls vegane Varianten ihrer Produkte ein
Wie Aromat, Ovo oder Rivella: Die bunt-fruchtigen Sugus-Bonbons gehören zum Schweizer Lebensmittel-Kult. Nicht umsonst wurden neun Stadtzürcher Wohnblöcke nach den berühmten Zältli benannt. Doch wie die Bewohner der Sugus-Häuser hat auch der US-amerikanische Hersteller der Bonbons derzeit wenig zu lachen.
Der Lebensmittelriese Mars Wrigley – der Sugus 2005 übernahm und zu dem Marken wie M&Ms, Snickers oder Skittles gehören – hat klammheimlich die Rezeptur der Kaubonbons geändert. Sugus gibts jetzt nur noch glutenfrei und vegetarisch, wie «20 Minuten» berichtet.
Süssigkeitenshop von Beschwerdemails überflutet
Diese Änderung sorgt bei Sugus-Liebhabern und -Liebhaberinnen für rote Köpfe: So gibt der Schweizer Online-Süssigkeitenhändler sweets.ch gegenüber der Zeitung an, seit Einführung der neuen Rezeptur Anfang Jahr über 500 Mails und 197 Facebook-Kommentare mit Reklamationen erhalten zu haben. Kurt Schwendener von sweets.ch sagt dazu: «Es waren zu 100 Prozent negative Rückmeldungen, teils sehr heftige Reaktionen.»
Weil der Verkauf seit der Änderung praktisch auf null zurückgegangen sei, reagierte Schwendeners Unternehmen: «Mittlerweile haben wir entschieden, die Produkte nicht mehr anzubieten», sagt er. Auch Grossverteiler wie Migros und Coop bestätigen einen Einbruch bei der Sugus-Nachfrage. Ein Coop-Sprecher erklärt: «Die Nachfrage ist spürbar zurückgegangen. Wir haben einige Rückmeldungen von Kundinnen und Kunden erhalten, die sich von den Veränderungen enttäuscht zeigen.» Der Sugus-Produzent ennet des grossen Teiches verteidigt die Rezeptänderung derweil als Anpassung an Kundenwünsche und Nachhaltigkeitsziele.
Auch bei anderen Marken herrscht das Motto «Go Vegan»
Nicht nur Sugus hat seine Rezeptur überarbeitet. Auch andere bekannte Namen setzen zunehmend auf pflanzliche Zutaten. So wagte Rivella mit der gelben Version des Kult-Getränks im März 2024 einen zweiten Anlauf und brachte eine vollständig vegane Variante auf den Markt. Ohne Milchserum und mit rund 40 Prozent weniger Zucker als das klassische Rivella Rot.
Auch Ferrero änderte nach 60 Jahren die Rezeptur der beliebten Schoko-Creme Nutella. Seit vergangenem Jahr steht mit Nutella Plant Based die vegane Version des Haselnussaufstrichs in europäischen Verkaufsregalen. In der Schweiz ist die Variante bisher aber nicht erhältlich.
Weniger erfolgreich verlief die Lancierung einer veganen Kitkat-Version des Lebensmittel-Multis Nestlé: 2022 startete der Verkauf von Kitkat-V – zunächst mit Erfolg. «Der erfolgreiche Test von veganem KitKat führt zu einer europaweiten Markteinführung», hiess es damals noch vonseiten des Konzerns. Doch im Januar dieses Jahres hat Nestlé angekündigt, KitKat-V in allen Märkten ausser Grossbritannien einzustellen. Das Unternehmen begründet den Entscheid mit einer sinkenden Nachfrage und hohen Produktionskosten.
Sugus' direkter Konkurrent Ricola ist hingegen wohl unbeabsichtigt seiner Zeit voraus: Denn die Kräuterzältli sind schon seit ihrer Erfindung 1930 laktosefrei und vegan.