Nach Riesenknall und 100-Millionen-Abschreiber
Abtretender Kantonalbank-Chef muss nicht um Bonus fürchten

Die Basellandschaftliche Kantonalbank steckt im Radicant-Chaos: 105,5 Millionen Franken musste sie auf ihre Digitalbank-Tochter abschreiben. Die Folge: Drei Bankenchefs gehen, darunter der CEO John Häfelfinger – wohl mit Millionen-Lohn.
Publiziert: 13:35 Uhr
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Aktualisiert: 13:57 Uhr
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Die Basellandschaftliche Kantonalbank muss auf ihrer Tochter Radicant einen Millionen-Abschreiber vornehmen.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • BLKB-Chef geht, trotz Millionenabschreiber kann auf Bonus hoffen
  • Initiative will Gehalt des BLKB-CEO auf Regierungsratsniveau begrenzen
  • Radicant-Abschreiber von 105,5 Millionen Franken belastet BLKB-Gewinn
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) brodelts: Die Bank musste letzten Donnerstag einen Mega-Abschreiber verkünden. Um 105,5 Millionen Franken hat sie die Bewertung ihre Neobank-Tochter Radicant nach unten korrigiert. Zum Vergleich: Der BLKB-Gewinn für das letzte Geschäftsjahr belief sich auf 166,4 Millionen Franken. Die Wertberichtigung hätte also im letzten Jahr zwei Drittel des Konzerngewinns ausradiert.

Die Konsequenz: Gleich drei Führungskräfte springen ab – wobei es die Kantonalbank in der Kommunikation tunlichst vermied, einen Zusammenhang zum Radicant-Debakel herzustellen. Der prominenteste Abgang betrifft den CEO: BLKB-Chef John Häfelfinger (53) geht per Ende März 2026 – und darf deshalb auch auf seinen Bonus für dieses Jahr hoffen, wie das Finanzportal Tippinpoint schreibt.

BLKB-Chef weist Verantwortung von sich

Demnach sieht es so aus, als dass Häfelfinger weiterhin Anspruch auf seine Vergütung für 2025 hat – auf Gelder in Millionenhöhe. Denn im letzten Jahr hat der BLKB-CEO total 1,07 Millionen Franken erhalten, darunter einen Bonus von 215'000 Franken. Bankenpräsident Thomas Schneider (61), der sein Amt per Mitte 2026 aufgibt, hat 2024 Bezüge von gut 270'000 Franken eingefahren. Ob Häfelfinger seinen Bonus für dieses Jahr bekommt oder eben nicht, konnte ein BLKB-Sprecher gegenüber Tippinpoint nicht beantworten.

Was auffällt: Bis jetzt hat der CEO nicht die Verantwortung für den Radicant-Abschreiber übernommen – im Gegenteil. In der Telefonkonferenz hat er das Thema Verantwortung «vom Tisch gewischt wie lästige Brotkrümel», so das Portal. Stattdessen sei Präsident Schneider in die Bresche gesprungen.

Initiative will Lohn von BLKB-CEO deckeln

Im Kanton Basel-Landschaft sorgt der Lohn für den BLKB-Chef immer wieder für heisse Debatten. Eine im November 2024 lancierte Volksinitiative will nun das Gehalt deckeln. Das politisch breit abgestützte Komitee fordert darin, dass der Banken-CEO maximal den doppelten Lohn eines Regierungsrats von Baselland bekommen soll. Aktuell streicht ein Mitglied der Kantonsregierung rund 325'000 Franken im Jahr ein. Auch Abfindungsentschädigungen sollen wegfallen.

Die Initianten haben das Chaos bei der Digitalbank-Tochter bereits kommen sehen: «Die BLKB sorgt mit risikoreichen Projekten (Radicant) und einem überzogenen Gestaltungswillen in gesellschaftspolitischen Themen immer öfter für negative Schlagzeilen», heisst es im Initiativtext. Die Kantonalbank scheint dies – zumindest zu einem gewissen Teil – auch eingesehen zu haben. Denn jetzt soll es bei Radicant zu einem umfangreichen Kostenreduktions- und Effizienzprogramm kommen. Für den obersten Boss hat das indes finanziell wohl keine Auswirkungen.

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