Wut belgischer Feriengäste im Wallis auf ihr Königreich
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Reiseveranstalter Swinnen:«Es scheint uns nicht logisch»

Nach Reisewarnung für die Schweiz
Belgische Touristen sind sauer auf ihre Regierung

Sie dürfen ihre Ferien fortsetzen, müssen aber bei ihrer Rückkehr in die Zwangsquarantäne. Belgische Feriengäste im Wallis sind fassungslos über das Reiseverbot ihrer Regierung.
Publiziert: 03.08.2020 um 23:23 Uhr
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Aktualisiert: 04.08.2020 um 12:32 Uhr
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Johan Swinnen ist Direktor von Intersoc, einer belgischen Ferienorganisation. Zum Reiseverbot und zur Zwangsquarantäne sagt er: «Ich kann den Entscheid der belgischen Regierung nicht fassen.»
Foto: Zvg
Ulrich Rotzinger und Ramona Schelbert

Johan Swinnen kann die Welt nicht mehr verstehen. Sein Heimatland Belgien hat ein Reiseverbot für die Kantone Waadt, Wallis und Genf ausgegeben (BLICK berichtete). Rückkehrer aus der Schweiz müssen einen Corona-Test machen und zwei Wochen in die Zwangsquarantäne. «Das ist eine böse Überraschung für unsere belgischen Gäste, die derzeit Ferien in der Schweiz machen», sagt Swinnen zu BLICK. Er leitet seit Jahren die belgische Ferienorganisation Intersoc.

Wer mit Intersoc Ferien machen will, muss Mitglied der belgischen Christlichen Krankenkasse (CKK) sein. Das sind immerhin gut 4,5 Millionen Versicherte. Die CKK begann vor Jahrzehnten, Ferien in der Schweizer Bergwelt zu fördern.

«Belgier lieben die Schweiz»

Praktisch alle belgischen Buchungen für Schweiz-Ferien laufen über Swinnens Monitore. Der Reiseveranstalter ist seit 1947 hierzulande aktiv. Seine Landsleute gehörten zu den treusten Touristen der Schweiz. «Belgierinnen und Belgier lieben die Schweiz und wollen hier mit ihren Kindern Ferien machen», sagt Swinnen. Umso mehr macht er nun die Faust im Sack.

Die Gäste aus Belgien sorgten im vergangenen Jahr für über 636'000 Logiernächte in der Schweiz. Zum Vergleich: Auf das Konto der Spanier gehen 457'000 Übernachtungen, auf das der Italiener 887'000 Logiernächte.

Feriengäste fühlen sich sicher in der Schweiz

Unverständnis und Verärgerung herrscht auch bei den Feriengästen, wie einige Belgier auf der flämischsprachigen Website vrt.be kundtun. «Ich habe mich noch nie so sicher gefühlt», schreibt einer. «Wenn wir wandern gehen, begegnen wir so gut wie niemandem», so eine andere. Das Hotel tue alles für die Sicherheit. «Desinfektionsmittel, Maskenpflicht, und das Essen wird zu verschiedenen Uhrzeiten an kleinere Gruppen serviert.»

Wenn die belgische Regierung das Reiseverbot nicht rückgängig macht, wird Swinnen alle gebuchten Reisen in die Westschweizer Kantone stornieren. «Wir warten damit noch ein bisschen, denn wir haben aus Brüssel signalisiert bekommen, das sich beim Reiseverbot etwas ändern könnte», sagt Swinnen.

Intersoc betreibt zwei Hotels in der Westschweiz

Intersoc betreibt fünf Familienhotels in der Schweiz: in Flims GR, St. Moritz GR, Wengen BE, und seit Jahrzehnten schon in Leysin VD und Zinal VS. In Leysin und Zinal sind gegenwärtig 550 Intersoc-Gäste untergebracht.

Davon sind 270 Belgier derzeit bei Lieve Buntinx untergebracht, Chefin des Hôtel Les Diablons in Zinal. «Unsere Gäste hier im Hotel sind verunsichert, verärgert und immer noch fassungslos», sagt Buntinx. Sie erwartet bereits 300 weitere Gäste am nächsten Wochenende. «Die kommen natürlich nicht, wenn das Reiseverbot bestehen bleibt.» Dann müsste sie das Hotel schliessen.

Schweizweit verbringen aktuell 1600 Belgier ihre Ferien, heisst es bei Intersoc auf Nachfrage. Sie alle müssen ins Zwangsquarantäne, wenn Brüssel nicht zurückkrebst.

Chef Swinnen will die Flinte noch nicht ins Korn werfen. «Wir sehen, dass die Schweizer Regierung Belgien Druck macht.»


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