Nach Millionen-Boni für Thiam, Ermotti und Co.
Schweizer wollen Lohn-Obergrenze

Spitzenmanager von Schweizer Grosskonzernen verdienen Millionen. Das kommt in der Bevölkerung nicht gut an. Der Ruf nach staatlicher Regulierung wird immer grösser.
Publiziert: 13.05.2017 um 08:56 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 07:20 Uhr
Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam hat seine Boni nach Protesten selber gekürzt.
Foto: EQ Images

Die Verantwortlichen von kotierten Unternehmen sehen sich mit Gegenwind aus der Bevölkerung konfrontiert. Erstmals seit der Minder-Abstimmung nimmt der Ruf nach staatlicher Regulierung deutlich zu, wie aus einer Umfrage der Vergütungsberatung HCM Hostettler & Company (HCM) hervorgeht.

«Dieses Jahr zeige sich eine klar Trendwende beim Ruf nach staatlicher Regulierung der Managerlöhne», sagte Vergütungsexperte Stephan Hostettler. In einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage befürworten 48 Prozent mehr Staatseingriffe. Im Vorjahr waren es nur 44 Prozent.

Boni-Kürzung schadet nicht

Die Interviews fanden im März und April bei 1000 Personen statt, als die Kritik an den Boni der Credit Suisse am lautesten war. Eine überwiegende Mehrheit von 73 Prozent (Vorjahr: 71 Prozent) der Befragten begrüssten eine Lohnobergrenze. Fast zwei Drittel glauben nicht, dass eine Beschränkung bei den Boni den Unternehmen schadete.

Hostettler, Geschäftsleiter der HCM, befürchtet, dass der konstant hohe Wunsch nach einer Lohnobergrenze die Firmen in ihrer unternehmerischen Freiheit einschränken könnte. Gegen eine staatliche Grenze spricht für ihn auch, dass die Umfrageteilnehmer nicht genau wüssten, was sie überhaupt als Grenze sähen.

So stehen zwar knapp 39 Prozent hinter einer absoluten Lohnobergrenze. Aber die Vorstellungen, wo die Grenze sein soll, schwanken zwischen 100'000 und 50 Millionen Franken. Eine Relation zwischen dem höchsten und dem tiefsten Lohn etwa, wie es die 1:12 Initiative verlangte, findet nur bei 5 Prozent Zuspruch.

Kein Ausdruck einer Neidkultur

Erstmals versuchte HCM zu erfassen, wie stark die Ansichten über Managerlöhne auf die Unzufriedenheit mit dem eigenen Lohn zurückzuführen ist. Ein Grossteil von 83 Prozent sind mit ihrem Lohn zufrieden. «Das ist ein Indiz dafür, dass die Lohnkritik nicht Ausdruck einer Neidkultur ist», sagt Hostettler.

Die Auswertung beinhaltet weitere Indikatoren für den steigenden Zuspruch staatlicher Regulierung. Mit 66 Prozent (Vorjahr: 63 Prozent) denken mehr Befragte, bei überrissenen Bonuszahlungen handle es sich nicht um Einzelfälle, sondern um ein Systemproblem.

Trotz aller Kritik werden variable Vergütungen nicht grundsätzlich abgelehnt. Gemäss 69 Prozent (Vorjahr: 76 Prozent) der Befragten spornen leistungsabhängige Löhne zu einem besonderem Einsatz an.

Selbstregulierung in Unternehmen

Statt Eingriffen des Staats fordert Vergütungsexperte Hostettler Begrenzungen, die von der Branche und Unternehmen festgelegt werden. Sowieso hätten etliche Unternehmen bereits Obergrenzen, die sie aber ungenügend kommunizierten.

Dass nicht nur der Gegenwind aus der Bevölkerung zunimmt, sondern auch von den Aktionären, zeigen Auswertungen der bisherigen Generalversammlungen durch HCM. Mehr Aktionäre haben die Vergütungsberichte abgelehnt als im Vorjahr. Die Zustimmungsrate sank gegenüber 2016 um drei Prozentpunkte auf 85 Prozent. (SDA/bam)

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