Es ist zwar nur ein Detail bei den dramatischen Entwicklungen um den radikalen Umbau bei der Deutschen Bank – verrät aber dennoch einiges über die Schieflage in manchen Bereichen der Grossbank. Als am Montag die ersten Meldungen über massenhafte Entlassungen bei der Deutschen Bank bekannt wurden, warteten zahlreiche Fotografen vor dem Ableger des Konzerns in London.
Neben Angestellten, die ihre persönlichen Gegenstände nach draussen trugen, lichteten sie auch zwei gut gekleidete Männer ab, die mit grossen Taschen das Gebäude verliessen.
Anzug für 1200 Franken
Dabei handelte es sich jedoch nicht, um entlassene Mitarbeiter der Deutschen Bank – sondern um Angestellte eines noblen Schneiders in der britischen Hauptstadt: Alex Riley und Ian Fielding-Calcutt. Sie hatten gerade die Anzüge für Bosse der Deutschen Bank vermessen. Das berichtet unter anderem der britische «Guardian».
Ein Anzug bei Fielding & Nicholson gibt es nicht unter 1000 britischen Pfund, umgerechnet also etwa 1200 Franken. Nach oben sind nach Angaben der Firma kaum preisliche Grenzen gesetzt. «Unser Timing war ungünstig», sagte Firmengründer Ian Fielding-Calcutt gegenüber der «Financial News».
Kündigungswelle rollt an
Am Montagmorgen begann die Kündigungswelle in Asien, in Hongkong und Singapur wurden ganze Teams vor die Tür gesetzt. Die Deutsche Bank hatte am Sonntag den Abbau von weltweit 18'000 Jobs verkündet – jede fünfte Stelle fällt weg. Die Deutsche Bank will komplett aus dem Aktienhandel aussteigen, auch der Anleihenhandel muss abspecken.
In London wurden Mitarbeiter ebenfalls am Montag informiert. In der britischen Finanzmetropole, wo das Geldhaus rund 8000 Menschen beschäftigt, wurden Hunderte Kündigungen erwartet. Gleiches Bild in New York: Hunderte Angestellte seien informiert worden, dass ihre Dienste nicht mehr benötigt werden, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. (zas)