Die UBS und die Credit Suisse teilen sich den Zürcher Paradeplatz. Das ist aber auch alles, was die zwei grössten Schweizer Banken derzeit gemein haben. Während bei der CS ein Skandal den anderen jagt und der Aktienkurs im Keller ist, herrscht bei Nachbarin UBS Partystimmung. Die Bank hat unter CEO Ralph Hamers (56) 2021 mit 7,5 Milliarden Dollar den grössten Gewinn seit 15 Jahren eingefahren.
Einziger Wermutstropfen: das etwas weniger überzeugende vierte Quartal. Der Steuerstreit in Frankreich drückte auf den Gewinn – die UBS musste Rückstellungen von 740 Millionen Dollar vornehmen. Die Anleger reagierten trotzdem euphorisch: Der Aktienkurs legte um über 8 Prozent auf 18.48 Franken zu und ist so hoch wie seit 2018 nicht mehr. Und die UBS ist nun drei mal mehr wert punkto Marktkapitalisierung wie die CS.
Hamers lobt Vorgänger Ermotti
«Ich bin froh, dass wir die Erwartungen übertreffen konnten», sagt Hamers zu Blick. Angesprochen auf seine Verdienste am guten Jahr, wiegelt der Chef ab und reicht die Blumen an seine Angestellten und Ex-UBS-CEO Sergio Ermotti (61) weiter: «Das ist ein Teameffort. Und die Zahlen widerspiegeln auch die gute Arbeit meines Vorgängers.»
Es ist diese lockere und sympathische Art des Niederländers, die intern sehr gut ankommt. Hamers, der seit September 2020 die Geschicke der Bank leitet, hat in der Unternehmenskultur bereits viel bewirkt. Insider sagen zu Blick, dass die Stimmung in der UBS so gut wie seit Jahren nicht mehr sei. Auch die Aktionäre hält Hamers bei Laune. Er erhöht die Dividende pro Aktie um einen Drittel auf neu 0,50 Dollar. Das zieht.
Neue Strategie richtet sich an vermögende Millennials
Doch etwas ist Ralph Hamers bislang schuldig geblieben: eine Strategie. Wie die Zukunft der UBS aussehen soll, hat er nun am Dienstag in Zürich detailliert vorgestellt. So will die Bank, die sich ausser in der Schweiz primär auf das Geschäft mit Reichen und sehr Reichen ab 1 Million Dollar konzentriert, künftig auch Kunden mit einem Vermögen ab 250'000 Dollar bedienen. Weil sich eine teure persönliche Beratung hierfür weniger lohnt, soll diese jüngere Kundengruppe primär mit digitalen Dienstleistungen bedient werden.
Den ersten Schritt hat die UBS mit der Übernahme des digitalen Vermögensverwalters Wealthfront für 1,4 Milliarden Dollar bereits gemacht. Mit dieser hat die Bank Millennials und vermögende Anleger der Generation Z im Visier. In Bälde soll eine Grossoffensive in Asien und Amerika folgen. Hamers erfindet damit das Rad aber nicht neu. Bereits Vorgänger Ermotti versuchte 2016 in Grossbritannien mit dem Projekt «Smart Wealth» in die digitale Vermögensverwaltung einzusteigen. Das Vorhaben floppte und wurde 2018 eingestellt.
«Wir haben aus der Vergangenheit gelernt», versichert Hamers gegenüber Blick und wird konkret: «Das Projekt wurde damals zu früh eingeführt. Der Fokus war nicht auf das Benutzererlebnis gerichtet. Und Smart Wealth war auch kein eigenständiger Geschäftsbereich.»
Diese Herausforderungen warten
Nun soll alles anders und besser werden, verspricht Hamers. Die UBS will mit der neuen Strategie und dem Einbezug der Millennials mehr Gelder verwalten. Mittelfristig sollen die verwalteten Vermögen auf Gruppenebene von derweil 4,6 Billionen Dollar auf über 6 Billionen anwachsen.
Bei aller guten Laune weiss aber auch Hamers: 2022 wird schwieriger als das abgelaufene Jahr. Er verwies am Dienstag auf die hohen Unsicherheiten, mit der sich die Bank konfrontiert sieht. So könnten etwa das gegenwärtige Marktumfeld und geopolitische Sorgen das Geschäft belasten. Auch die anhaltende Ungewissheit wegen der Pandemie und der global anziehenden Inflation bereiten Hamers leichte Kopfschmerzen. Von Kater mag bei der UBS an diesem Tag aber niemand sprechen. Die Party ist noch in vollem Gange.