Mutterfirma Fenaco macht Rekord-Umsatz
Aber ist das noch unsere Landi?

Mit ihren Marken Landi, Volg, Agrola, Elmer Citro und Co. legt die Fenaco glänzende Zahlen vor. Der Agro-Riese streckt seine Fühler nach Europa aus.
Publiziert: 22.05.2014 um 16:08 Uhr
|
Aktualisiert: 05.10.2018 um 02:00 Uhr
Landi-Fillialen (wie hier in Höri ZH) brauchen viel Boden.
Von Patrik Berger

Die Landi ist ein Stück Schweizer Kultur. Bauern auf dem Weg zur Viehschau, die noch einen Sack Kartoffeln und einen Besen kaufen. Hausfrauen, die einen Schwatz halten. Auf der Rampe vor dem Laden. Daneben eine vergilbte Agrola-Zapfsäule. Die einzige im Dorf.

Diese Zeiten sind vorbei. Heute betreibt Landi-Besitzerin Fenaco modernste Tankstellen mit grossem Shop – in den Agglomerationen. Und hat sich zu einem ­Milliarden-Konzern mit 9130 Mitarbeitern gemausert. Zu einem erfolgreichen: 6,03 Milliarden Franken Umsatz meldeten die Fenaco-Bosse gestern stolz – das ist ein Rekord.

Mit dem Wachstum kommt aber die Kritik. Etwa an den billigen China-Rollern, die Landi importiert. 2400 Stück der «Tell» genannten China-Töffs wurden verkauft. Landi hat die Schweizer Töffhändler zur Weissglut getrieben. «Die Billigroller-Angebote sind unseriös bis gefährlich», schimpfte der Verband Motosuisse.

Längst geschäftet die Fenaco auch im Ausland. Kauft Soja in Brasilien. Handelt in Belgien und Frankreich mit Futtermitteln. Verkauft teure Schweizer Äpfel in Pariser Nobelquartieren. Und baut für 13 Millionen Euro ein neues Logistikcenter in Deutschland. Alles zum Wohle der Bauern, heisst es.

Ist das noch die Landi, fragen sich immer mehr. Gewiss, Fenaco bietet nach wie vor den Schweizer Bauern Saatgut und Dünger an, kauft ihnen die Ernte ab, gewährt ihnen Kredite zum Bau von Ställen. Sie verkauft ihnen aber auch Software für die Buchhaltung. Und Traktoren. Der Agro-Konzern betreibt Schlachthöfe, Wurstfabriken, Saftproduktionen, Pommes-frites-Hersteller und Bäckereien. Und verkauft die Produkte nicht nur in den eigenen Läden von Volg und Landi.

Diese geballte Macht verunsichert manchen Bauern. Haben die Landwirte überhaupt noch etwas zu sagen in «ihrer» Mega-Genossenschaft? CEO Martin Keller (44) kontert: «Grösse kann Angst machen. Wenn man die Macht aber beim Einkauf bündelt, kommt das den Bauern zugute.»

Was viele noch mehr ärgert: Die Landi verschwende mit ihren Neubauten samt Parkplatz, Tankstelle und Waschanlage wertvolles Kulturland. Keller kennt die Vorwürfe: «Einen zweistöckigen Landi wird es nie geben. Rasenmäher kann man einfach nicht im 1. Stock verkaufen.» 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.