Mini-Jobs bei Volg
Dörfs es bitzeli weniger sii?

Was bei den Discountern vor zehn Jahren Mode war, ist jetzt bei Volg «en vogue». Die Dorfladenkette schreibt neue Stellen überwiegend als Mini-Pensen aus.
Publiziert: 15.08.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:41 Uhr
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Nur ein Drittel der Angestellten von Volg arbeitet Vollzeit.
Foto: CHRISTIAN BEUTLER
Michael Bolzli und Ulrich Rotzinger

Tiefe Löhne, lange Arbeitszeiten und genervte Kunden: Ein Job im Detailhandel ist kein Zuckerschlecken. Wenig überraschend, wollen nicht alle Verkäufer Vollzeit arbeiten. Offenen Stellen gibts einige: etwa beim Volg. Der Dorfladen in Goldiwil im Berner Oberland sucht eine Verkäuferin. Pensum: 10 bis 40 Prozent. Und in Rüttenen SO hat Volg einen Verkaufsjob mit 15 bis 30 Prozent ausgeschrieben. Das sind nur zwei Beispiele, die BLICK auf der Plattform Jobscout24 fand.

Solche Mini-Jobs, wie sie die Discounter vor zehn Jahren kannten, kommen bei der Syna ganz schlecht an. «Die Angestellten bei Volg kommen nie und nimmer auf einen gesetzlich versicherten Lohn», sagt Gewerkschafter Carlo Mathieu (48). Die Dorfladenkette umgehe dank den Mini-Pensen Beiträge in die berufliche Vorsorge.

Tiefer Stundenlohn

Damit nicht genug: Gleichzeitig zahle Volg mit 20.40 Franken einen äusserst tiefen Stundenlohn und entziehe sich schon seit Jahren dem Gesamtarbeitsvertrag der Konzernmutter Fenaco, kritisiert er.

Aktuelle Jobangebote von Volg (Ausschnitt von Jobscout24).
Foto: Screenshot

Volg-Verkaufschef David Krummenacher (46) wehrt sich gegen die Vorwürfe: «Um unsere Dorfläden zu erhalten, müssen wir gut kalkulieren. Aber nicht auf Kosten der Mitarbeiter», sagt er. 

Bei Volg arbeitet das Personal nach eigenen Angaben «in der Regel» ein Drittel Teilzeit, der Rest Vollzeit. Das sind aber noch nicht die vielen Lehrlinge eingerechnet. Sonst wäre der Anteil Teilzeit höher.

Die Suche nach Mini-Jobbern hat auch ökonomische Gründe. Weil die Dorfläden nicht riesige Umsätze bolzen, muss beim Personal gespart werden, wie von Gewerkschaften zu hören ist. Trotzdem: «Wir haben viele Hausfrauen und Studenten, die im Dorf arbeiten möchten», kontert Krummenacher.

«Grösserer Interessentenkreis ansprechen»

Die neuen Stellenausschreibungen wie für Goldiwil und Rüttenen will Volg korrigieren. Denn: «Wir suchen niemanden, der nur 10 Prozent arbeiten will. Die Idee dahinter war, einen grösseren Interessentenkreis anzusprechen und mehr Bewerbungen zu erhalten», sagt der Verkaufschef. Von einem Problem bei der Personalfindung will er allerdings nicht sprechen. 

In einem Punkt sind sich Gewerkschafter und die Detailhändlerin einig: Kleine Pensen sind eine gute Einstiegschance für Mütter, die wieder in den Job einsteigen wollen. Aber das ist es dann auch schon.

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