Migrolino eiskalt! Mit Coca-Pola will die Migros-Tochter Preiserhöhungen des Schweizer Abfüllers rückgängig machen. Chef Markus Laenzlinger (57) befindet sich gerade auf Geschäftsreise mit Franchise-Partnern. Am Telefon erklärte er BLICK, warum er sich vom Markengiganten Coca-Cola nicht abzocken lassen will und darum erstmals in der Firmengeschichte zu einem grossen Parallelimport greift.
BLICK: Herr Laenzlinger, warum kappen Sie die Schläuche zum Schweizer Cola-Abfüller?
Markus Laenzlinger: Gehen Sie doch mal einen Schritt hinter die Schweizer Grenze. Selbst am deutschen Kiosk kostet das Cola-Fläschchen weniger als bei uns in den Läden. Unsere Kunden lassen sich nicht für dumm verkaufen. Wir auch nicht.
Wie hat Coca-Cola Schweiz auf den Parallelimport reagiert?
Sagen wir es so: Das hat unsere Gespräche und Verhandlungen mit dem Abfüller wieder intensiviert. Coca-Cola Schweiz hat eine Preiserhöhung, die wir an unsere Kunden hätten weitergeben müssen, wieder zurückgenommen. Ich wehre mich einfach dagegen, dass jemand, der sich unterwegs schnell verpflegen will, abgeschöpft wird.
Sie haben Schweizer Cola-Flaschen durch polnische ersetzt.
Durch den Parallelimport aus Polen können wir die Halbliter-PET-Flaschen Coca-Classic und -Zero mit 1.60 Franken 20 Rappen günstiger anbieten und die Preise längerfristig halten. Die restlichen Getränke beziehen wir derzeit weiterhin noch aus Schweizer Abfüllung.
Die Migros wehrt sich gegen den Einkaufstourismus, kauft aber selber im Ausland ein.
Im Fall Coca-Cola merkten wir, dass da jemand die Einkaufstourismus-Krise aussitzen will, ohne mitzuhelfen, diese zu meistern. Ich verstehe nicht, warum der Markenkonzern immer mit der Wertschöpfung in der Schweiz argumentiert. Es ist ja alles hochautomatisiert. So viele Arbeitsplätze stehen da gar nicht auf dem Spiel.
Warum darf Migrolino parallel importierte Cola verkaufen, die Migros aber nicht?
Grundsätzlich darf jeder zu Parallelimporten greifen, solange man sich bei der Etikettierung und auch sonst an die Vorgaben der Schweizer Lebensmittelgesetzgebung hält. Zur Lieferantenpolitik der Migros möchte ich mich nicht äussern. Wir haben in Polen eine Cola-Quelle aufgetan, die unseren 310 Verkaufsstellen für längere Zeit ausreichend Ware bereitstellen kann und sich nicht durch Coca-Cola einschüchtern lässt.
Sind Convenience-Läden nicht immun gegen den Einkaufstourismus?
Der Einkaufstourismus zwingt auch uns Unterwegsverpfleger zu Preissenkungen. Praktisch über Nacht haben wir Anfang 2017 die Preise unseres gesamten Markensortiments um zehn Prozent gesenkt. Abgesehen von ein paar Süsswaren ist Coca-Pola der erste grosse Parallelimport in unserer Firmengeschichte.
Können Sie noch gleiche Preise wie in den Migros-Läden gewährleisten?
Ein Grossteil unseres Sortiments beziehen wir bei der Migros. Wir verkaufen diese Produkte auch künftig weiter zu gleichen Preisen wie unser Mutterhaus in ihren Supermärkten. Bei den Marken sind die Preise leicht höher, da unsere Franchisepartner auch eine Marge benötigen.
Wie schmeckt Coca-Pola Ihren Kunden?
Es gab ein paar wenige Kundenfragen zur Herkunft. Ich selbst finde keinen Geschmacksunterschied. In einer Blind-Degustation hat man Schweizer Cola für polnische gehalten. Der grosse Unterschied ist der Preis, und der kommt an. Jetzt zahlen Kunden für die Halbliter-Cola den gleichen Preis wie beim Hauptmitbewerber.
Dann läuft das Geschäft trotz Einkaufstourismus?
Die Preissenkungen bei den Marken haben im Vorjahresvergleich mehr Kunden in unsere Läden gelockt. Folglich haben wir auch mehr Ware abgesetzt.
Migrolino steigerte 2016 den Umsatz um 13 Prozent auf 431 Millionen Franken. Können Sie das Tempo halten?
Wir sind auf Wachstumskurs. Wie stark wir gewachsen sind, sehen wir dann am Jahresende.
Ohne Neu-Eröffnungen können Sie das Tempo nicht halten.
Unter dem Strich bauen wir unser Filialnetz in diesem Jahr um ein Dutzend auf 322 Filialen aus. Wir konzentrieren uns auf Lagen, die im öffentlichen Verkehr hoch frequentiert werden. Zum Beispiel in den Städten, wo Kleidergeschäfte aufgeben und ein Lebensmittelversorger in die Einkaufsstrasse passt.