Mehr Flexibilität für Piloten
Swiss-Piloten liebäugeln mit Wechsel zu Easyjet

Die Swiss-Piloten wollen mehr Lohn und Freizeit. Immer wieder haben in der Vergangenheit Piloten vom Swiss-Cockpit in jenes von Easyjet gewechselt. Auch jetzt wieder gibts Abwanderungsgelüste. Die Billig-Airline soll attraktiver sein. Aber ist das auch so?
Publiziert: 19.10.2022 um 20:23 Uhr
Nicola Imfeld

«Eigentlich müssten wir alle schon lange die Airline wechseln», sagt der langjährige Swissair- und Swiss-Pilot Markus G.* zu Blick. Er behauptet: «Andere Fluggesellschaften bezahlen mehr und bieten vor allem mehr Freiheiten.»

Ausgerechnet die britische Billigfluggesellschaft Easyjet soll attraktiver als die Premium-Airline Swiss sein, die in der Schweiz über 900 Angestellte beschäftigt. Blick weiss: In der Vergangenheit sind tatsächlich mehrere Piloten der Lufthansa-Tochter zu Easyjet nach Genf gewechselt.

Die Swiss-Piloten wollen nun streiken, wenn ihre Gewerkschaft Aeropers am Sonntag in den Verhandlungen mit Airline-CEO Dieter Vranckx (49) keine Lösung im Streit um einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) findet. Es geht um mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen.

Die Swiss-Piloten sind unzufrieden. Sie wollen mehr Lohn und Freizeit.
Foto: Keystone
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Bei Easyjet Arbeitsplan ein Jahr im Voraus

Fakt ist: Ein erfahrener Pilot verdient bei Easyjet auf der Kurzstrecke bis zu 220'000 Franken im Jahr. Bei der Swiss ist es mit bis zu 210'000 Franken im Jahr auf der Langstrecke zwar etwas weniger. Mit den Boni – die teilweise stark variieren – und den Sozialleistungen ist ein abschliessender Vergleich nicht möglich.

Easyjet lobt sich auf Anfrage selber: «In vielen Fällen bietet Easyjet Switzerland, was Freizeit und Löhne anbelangt, attraktivere Konditionen als der Branchendurchschnitt.» Tatsächlich: Bei Easyjet in Genf erhalten die Piloten den Arbeitsplan ein Jahr im Voraus – das erleichtert die Freizeit- und Familienplanung enorm. Bei der Swiss wird der Arbeitsplan für den Folgemonat jeweils am 25. Tag des laufenden Monats bekannt gegeben.

Wer für Emirates fliegt, muss in Dubai wohnen

Wer im Cockpit von Easyjet in Genf arbeitet, kann also besser planen. Dafür bleibt man auf der Kurzstrecke und auf den immer gleichen Flugverbindungen sitzen. Die Swiss bedient hingegen ein weltweites Streckennetz. Deshalb hätten Anpassungen im Flugbetrieb weitreichendere Auswirkungen auf den Flugplan, erklärt die Swiss auf Anfrage. Hinzu kommt: Die Swiss hat vier verschiedene Flugzeugtypen, die Crews übernachten oft im Ausland. Das macht eine Arbeitsplanung wesentlich komplizierter.

Auch bei anderen Airlines müssten wechselwillige Swiss-Piloten Abstriche machen. Wer zum Beispiel für Emirates fliegen will, muss nach Dubai ziehen.

Warum ein Pilot wie Markus G., der sich mehr Freiheiten wünscht, nicht zu Easyjet wechselt? «Der Pilotenstolz», antwortet dieser. «Ich identifizierte mich mit der Swissair, und jetzt auch mit der Swiss.» Ein weiteres Argument könnte sein, dass bei Swiss Vollzeit-Piloten nur 650 Stunden im Jahr im Cockpit arbeiten – bei Easyjet sind es 750 Stunden.

* Name der Redaktion bekannt

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