Es gelte, noch konsequenter zwischen Berichterstattung und Meinung zu trennen, sagte Supino am Mittwoch an der Dreikönigstagung des Verbandes Schweizer Medien (VSM) in Zürich. Die Medien müssten den Nutzwert für die Leserschaft erhöhen, indem sie darstellten, was institutionelle Nachrichten konkret für sie bedeuteten.
«Wir müssen eigenständiger auswählen, tiefer bohren und unterschiedlichen Gesichtspunkten mehr Raum geben», sagte Supino weiter. Die Konzentration auf echte Mehrwerte, die Nutzung neuer Technologien und die Fähigkeit zu Kooperationen seien Voraussetzung dafür, dass die Bezahlmedien überleben könnten.
Dabei stelle die digitale Transformation des Abo-Modells die grösste geschäftliche Herausforderung des neuen Jahrzehnts dar. Die Preise für digitale Abonnements lägen um die Hälfte bis zwei Drittel tiefer als die bestehenden Print- und kombinierten Online-/Print-Abos. Der Werbemarkt werde unter Druck bleiben.
Unter der optimistischen Annahme, dass die digitale Transformation gelinge, dürften die Einnahmen der traditionellen Medienmarken im nächsten Jahrzehnt im gleichen Umfang wie die Preise zurückgehen. Das sei dramatisch. Der Balance-Akt zwischen inhaltlicher Arbeit und Kostenmanagement werde im neuen Jahrzehnt noch anspruchsvoller.
Steigende Erträge im digitalen Geschäft vermöchten die Rückgänge im Print bei weitem nicht zu kompensieren. Bemerkenswert sei, dass das Medienangebot in der Schweiz trotz dieser dramatischen Entwicklung hervorragend bleibe, sagte der Verlegerpräsident.
Bei der Technologisierung stehe der Durchbruch wohl erst noch bevor. Die Stichworte seien hier Automatisierung im Journalismus, Interaktion Computer - Mensch sowie das weite Feld der Datenanalyse. Über den Datenjournalismus hinaus würden Nutzerdaten helfen, die Angebote besser auf deren Interessen und Bedürfnisse auszurichten.
Der Aufbau der digitalen Kompetenz erfordere hohe Investitionen. Zugleich blieben die grossen Kostenblöcke insbesondere im Vertrieb gedruckter Zeitungen bestehen. Vor diesem Hintergrund hält Supino es für dringend notwendig, die indirekte Presseförderung unter Einschluss der Frühzustellung auszubauen.
«Ohne Ausbau der indirekten Förderung in den nächsten drei Jahren könnten ein Drittel der heutigen Zeitungstitel nicht überleben», sagte Supino. Daher habe der Verband in den letzten Monaten in Zusammenarbeit mit der Post und dem Bakom die technischen Grundlagen für den Einbezug der Frühzustellung in die Förderung erarbeitet.
Vom UVEK spüre der Verband Unterstützung. Der VSM werde sich in den nächsten Monaten dafür einsetzen, dass das Parlament die notwendigen gesetzlichen Grundlagen schaffe. Kurz- und mittelfristig geniesse dieses Dossier absolute Priorität im Verlegerverband.
Langfristig bleibe die Förderung der Medienkompetenz das wichtigste Anliegen. Das Verständnis der nächsten Generation für Medienqualität werde das künftige Medienangebot bestimmen. Darum könne der Stellenwert der Medienkompetenz nicht hoch genug eingeschätzt werden.
(SDA)