Media Markt ist nicht mehr die Nr. 1 bei der Heim-Elektronik
Blöd gelaufen

Trotz massiver Werbeaufwendungen: Im hartumkämpften Markt wurde Media Markt nun von der Spitze verdrängt.
Publiziert: 30.03.2015 um 22:11 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2018 um 23:06 Uhr
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Die neuste Media-Markt-Filiale beim Berner Bahnhof.
Foto: Keystone
Von Ulrich Rotzinger

Letzten Donnerstag eröffnet Media Markt (Slogan: «Ich bin doch nicht blöd») in Bern die 26. Filiale in der Schweiz – zehn Monate später als geplant. Aber mit einer nur halb so grossen Verkaufsfläche wie üblich. Die Multimedia­kette macht damit definitiv Schluss mit den bis zu 5000 Quadratmeter grossen Mega-Stores.

Es fehle an geeigneten Standorten, sagte CEO Karsten Sommer (46) letzten November in der «Schweiz am Sonntag». Man wolle nun mit kleinflächigen Läden in der Stadt näher zum Kunden.

Den wahren Grund für die neue Strategie verschwieg Sommer: Der Umsatz seiner Mega-Stores stagniert, teilweise ist er sogar rückläufig. «Unsere Media Märkte und der Onlineshop machten 2014 gleich viel Umsatz wie im Vorjahr», bestätigt ein Sprecher auf Anfrage. Mit 912 Millionen Franken Umsatz war Media Markt 2013 laut Marktforschungs­institut GfK Switzerland der grösste Unterhaltungs- und Heimelektronikverkäufer der Schweiz.

BLICK weiss: Media Markt hat im letzten Jahr wesentliche Marktanteile an die Konkurrenten verloren. Das bestätigen unabhängig voneinander zwei sichere Quellen. Profiteure seien insbesondere Fust und Interdiscount (beides Coop-Töchter mit Onlineshop), aber auch Melectronics (Migros). Alle drei Händler konnten 2014 den Umsatz laut eigenen Angaben steigern (siehe Tabelle).

Fakt ist: Media Markt ist nicht mehr grösster Unterhaltungs- und Heimelektronikhändler der Schweiz. Den Spitzenplatz übernimmt Fust – ein Paukenschlag im hart umkämpften Markt. Media Markt will sich dazu nicht äussern und verweist auf die GfK-Branchen­statistik, die im Juni veröffentlicht wird.

Die Billigkette hat den Onlinehandel verschlafen und läuft dem Rückstand hinterher – trotz massiver Werbeaufwendungen. Zudem gab es im letzten Jahr die erste Verkleinerung einer Verkaufsfläche: Der Mega-Store in Dietlikon ZH schrumpfte um etwa die Hälfte.

In der Branche heisst es, dass die deutsche Elektronikkette in der Schweiz letztes Jahr nicht mehr profitabel gearbeitet habe. Ein Marktkenner spricht sogar von «tiefroten Zahlen». Das Gegenteil sei der Fall, hält Media Markt dagegen. Zahlen liefert der Konzern aber nicht.

Es ist nicht lang her, dass Media Markt wegen rückläufiger Zahlen Stellen strich und die Saturn-Geschäfte in der Schweiz auflöste. Von einem weiteren Sparprogramm will die Pressestelle nichts wissen. Vielsagend heisst es aber, dass «Sparen im Handel immer an der Tagesordnung ist».

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