McDonald's-Chef Harold Hunziker
«Wir testen bald den Tischservice»

Seit einem Jahr ist Harold Hunziker (50) Herrscher über die 150 Schweizer Filialen von McDonald’s. Er ist nicht zu beneiden.
Publiziert: 09.03.2015 um 10:13 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:48 Uhr
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Harold Hunziker arbeitet seit 25 Jahren für McDonald's.
Foto: Remo Nägeli
Interview: Philipp Albrecht, Fotos: Remo Nägeli

McDonald’s – ein Symbol des Fortschritts: schnelles, energiereiches Essen, im Akkord produziert, jeder Arbeitsschritt präzise definiert ... Doch das war einmal. Die globale Fastfood-Kette wurde vom Gesundheitstrend auf dem falschen Fuss erwischt. Die Konkurrenz reagierte schneller auf das neue Gebot: weniger Fett, mehr Gemüse.

Von diesem Rückschlag hat sich McDonald’s nicht erholt. Auch in der Schweiz nicht. Das Wachstum stockt. Die Anzahl der Filialen stagniert. Nun soll Harold Hunziker das Ruder herumreissen. Seit einem Jahr steht er an der Spitze. Heute spricht er erstmals in einem Interview über Widerstände, Pläne – und seine berühmte Schwester Michelle. Sonntags-Blick trifft Harold Hunziker in einer Berner McDonald’s-Filiale.

Herr Hunziker, wie hart ist Ihr Job?
Harold Hunziker: Ich bin nach fünf Jahren als Operations-Chef in Italien erst mal froh, wieder in der Heimat zu arbeiten. Beruflich bin ich ja bei McDonald’s Schweiz aufgewachsen. Wir haben ambitiöse Ziele gesetzt in einem schwierigen Markt. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was wir geleistet haben.

Sie haben mit Gegenwind zu kämpfen. McDonald’s gilt heute als unsexy. Die Umsätze gehen weltweit zurück.
McDonald’s ist immer noch sexy. Aber natürlich spüren wir die Mitbewerber. Wir müssen eben weiterhin eng mit unseren Gästen zusammenarbeiten.

Die neue Fastfood-Konkurrenz trumpft mit gesundem Essen. Können Sie da mithalten?
Man kann auch bei uns gesund essen. Wir verkaufen Burger mit Rind- und Pouletfleisch, wir haben Salat, Kartoffeln, Früchte – man kann alles essen bei uns. Aber gesunde Ernährung ist auch eine Frage der Ausgewogenheit. Ich liebe Raclette oder Zürcher Geschnetzeltes, aber ich esse es sicher nicht jeden Tag.

Dumm nur, dass bei Ihnen vor allem die ungesunden Sachen bestellt werden. Am beliebtesten ist der Big Mac.
Was soll am Big Mac ungesund sein? Rindfleisch, Brot, Eisbergsalat, Zwiebeln …

… Cheddar-Schmelzkäse, Sauce. Nicht gerade, was Ernährungsexperten als gesund bezeichnen.
McDonald’s passt absolut in eine moderne, ausgewogene Ernährung. Wir haben eine breite Palette an Produkten, die unsere Gäste mit gutem Gewissen bei uns essen.

Hunziker, aufgewachsen im Tessin, ist ein Manager wie aus dem Bilderbuch: strahlende Augen, Siegerlächeln, imposante Erscheinung, funkelnde Luxusuhr am Handgelenk. Wenn das «McDonald’s-Eigengewächs» – er ist seit 25 Jahren beim Konzern – über Neuerungen und Fortschritte sprechen darf, ist er nicht zu bremsen. Die Begeisterungsfähigkeit des zweifachen Familienvaters hat McDonald’s Schweiz bitter nötig.

Sie haben es mit dem Burger «The Prime» von TV-Koch René Schudel geschafft, dass Ihre Kunden deutlich mehr für einen Hamburger ausgeben. Das ist nicht selbstverständlich.
Das Grossartige ist ja, dass wir uns im Premium-Segment platzieren konnten, wo wir bisher nicht präsent waren. Wir konnten mit René tolle Produkte entwickeln.

Geht die Kooperation weiter?
Ja, mit «The Classic». Er hat alles, was man sich von einem Gourmet-Burger wünschen kann: 180 Gramm Schweizer Rindfleisch, knackiger Salat und eine von Schudel entwickelte Mayonnaise.

Planen Sie Anpassungen beim Service in den Restaurants?
Wir tüfteln stets an Innovationen. Im Frühsommer werden wir den Tischservice testen. Das ganze Service-Modell wird umgestellt. Das bringt viele technische Herausforderungen mit sich. Aber ich bin überzeugt, dass wir uns damit von Mitbewerbern abheben.

Dazu müssen Sie das ganze Personal umschulen. Zwischen der Bedienung an der Theke und am Tisch liegen Welten.
Das stimmt. Wir legen sehr viel Wert auf die Ausbildung. Wir starten dazu ein neues Programm mit dem Namen «Happy to serve» (Froh, zu (be)dienen; Red.). Damit führen wir unsere Mitarbeitenden in die neue Welt. Und die Burger werden dann nicht mehr im Warmhaltefach aufbewahrt, sondern direkt zubereitet. Die gesamte Service-Plattform wird verändert.

Hunziker ist seit seiner Ernennung zum Chef von McDonald’s Schweiz eine Wirtschaftsgrösse. Aber sein Bekanntheitsgrad kann sich nicht mit dem seiner Schwester messen. Als die Rede auf Michelle Hunziker kommt, ist der ältere Bruder gerne bereit, das Thema McDonald’s ruhen zu lassen.

Wie gut ist Ihr Verhältnis zu Ihrer Schwester Michelle?
Sehr gut. Ich war bereits 13-jährig, als sie auf die Welt kam. Unser Vater war damals krank und musste regelmässig ins Spital. So habe ich für Michelle ein wenig die Vaterrolle übernommen. Wir haben noch heute ein enges Verhältnis. Ich bin stolz, dass ich Götti ihrer zweiten Tochter Sole sein darf. Und noch stolzer machte mich, dass ich sie bei ihrer zweiten Hochzeit letzten Oktober an den Altar führen durfte.

Sehen Sie sich regelmässig?
Ja, wir verbringen mit unseren Familien auch mal die Ferien zusammen. Als ich in Mailand wohnte, lebten wir nur einen Kilometer voneinander entfernt.

Und weil Sie bei McDonald’s arbeiten, geht Michelle regelmässig dort essen?
Leider ist das nicht so einfach, weil sie natürlich schnell erkannt wird. Wenn sie nicht gerade in Italien, Deutschland oder der Schweiz ist, geht sie gerne in einem McDonald’s-Restaurant einen Salat essen.

Werden Sie oft auf Michelle angesprochen?
Sehr oft. Aber das Schöne ist: Seit ich Chef von McDonald’s Schweiz bin, wird sie auch immer öfter auf mich angesprochen (lacht).

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