Einen solchen Senkrechtstart hätte er sich nie träumen lassen: Nur 15 Monate nach der Betriebsaufnahme in 2010 war die Clinica Holistica Engiadina in Susch im Unterengadin ausgebucht. Bis vier Monate müssen Patienten heute auf einen freien Platz warten. Manager, Banker, Lehrer und Hausfrauen wollen am Kraftort, wie ihn Mattias Bulfoni (63) nennt, neue Energie tanken, gesunden. Und Firmen buchen sogar Zimmer auf Vorrat, sollte mal einer ihrer Manager ausgebrannt sein. Dabei wusste der Bündner lange Zeit gar nicht, was ein Burnout ist.
Vor seinem Engagement in Susch war Bulfoni vor allem bei Insidern im Skizirkus bekannt, als Servicemann von Skirennfahrerin Marie-Theres Nadig. Später gelangte er nach Bulgarien, wo er unter anderem als Generalimporteur für die Sportmarke Adidas arbeitete. Dort hörte der Engadiner zum ersten Mal von der Stresserkrankung. «Der Druck im Management war sehr hoch. Immer wieder kam es vor, dass sich jemand für länger krankmeldete», sagt er.
Zurück in der Schweiz, holte ihn die Krankheit auch hierzulande ein. «In meinem Freundeskreis wurde immer wieder darüber gesprochen, wer davon betroffen sei und dass es immer mehr würden.»
Zusammen mit zwei Freunden fasste er schliesslich den Entschluss, eine Burnout-Klinik zu eröffnen. Beim Standort entschied er sich für sein Heimatdorf Susch. «Ich hatte genug davon, dass in der Region immer mehr Arbeitsplätze verloren gehen.»
Heute beschäftigt die in einem ehemaligen Hotel untergebrachte Klinik 70 Angestellte, welche sich im Schnitt um 50 Patienten kümmern.