«Wahrscheinlichkeit eines No-Deal-Brexits eher gesunken»
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Swiss-Life-Chefökonom:«Wahrscheinlichkeit eines No-Deal-Brexits eher gesunken»

Swiss-Life-Chefökonom erklärt die Gründe
Märkte reagieren ruhig auf Ablehnung des Brexit-Deals

Die harsche Ablehnung des Austrittsabkommens mit der EU durch das britische Parlament hat die Finanzmärkte zur Wochenmitte erst einmal kalt gelassen. Doch nach der Abstimmung ist vor der Abstimmung.
Publiziert: 16.01.2019 um 09:24 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2019 um 13:54 Uhr
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Die Niederlage von Theresa May vor dem britischen Parlament hat die Anleger erst einmal kalt gelassen. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/ENNIO LEANZA

«Die Märkte bleiben ruhig. Es hat den Anschein, als seien Händler und Investoren gut vorbereitet gewesen», sagte Chefstratege Michael McCarthy vom Broker CMC Markets.

Kurz vor Mittag liegt  der Schweizer Leitindez SMI leicht im Plus, die anderen wichtigen Indizes in Europa wie der Dax oder der Euro Stoxx 50 sind beinahe unverändert. Einzig der britische FTSE 100 ist etwas deutlicher in die Verlustzone abgerutscht. An der Wall Street hatten die grossen Börsenindizes am Vorabend gar mit Gewinnen geschlossen.

Chefökonom sieht keinen Grund zur Sorge

Im Video erklärt Marc Brütsch, Chefökonom des Lebensversicherers Swiss Life, warum  die «Wahrscheinlichkeit eines No-Deal-Brexits eher gesunken»und wagt einen Ausblick auf das Aktienjahr 2019 .

In Fernost melden die Aktienmärkte überwiegend leichte Aufschläge. Die Tokioter Börse hat am Mittwoch zwar nachgegeben. Händler verweisen aber auf Gewinnmitnahmen, nachdem am Tag zuvor noch die Hoffnung auf Konjunkturhilfen in China den Kursen Auftrieb verliehen hatte.

Der Goldpreis als ein Indikator für die Risikoaversion von Anlegern legte zwar leicht zu, US-Staatsanleihen gaben dagegen etwas nach.

Keine Entscheidung, keine Bewegung

Grössere Schwankungen gab es vor und nach der Abstimmung vor allem beim britischen Pfund. Mittlerweile hat sich die Lage aber auch hier beruhigt. Die britische Währung notiert zum US-Dollar in etwa wieder auf dem Stand von vor dem Brexit-Votum. «Das zeigt, wie unsicher der Austrittsprozess bleibt und wie wenig mit der gestrigen Entscheidung erreicht worden ist», sagte Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda.

Der Schweizer Franken reagierte ebenfalls kaum. Der Euro notiert am Mittwochmorgen mit 1,1273 Franken praktisch auf dem gleichen Stand wie noch am Vorabend. Der US-Dollar zeigt sich mit 0,9885 Franken nur unwesentlich teurer als am Dienstagabend.

UBS warnt vor Investitionen in Grossbritannien

In den nächsten Tagen halten Marktstrategen aber weiterhin Zurückhaltung für angebracht. Die Anleger dürften auch nach dem Nein im britischen Parlament zum Brexit-Vertrag mit der EU in Deckung bleiben, um die weitere Entwicklung abzuwarten. «Nach der Abstimmung ist vor der Abstimmung», kommentiert etwa Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank.

Die Grossbank UBS rät nach der Ablehnung des Brexit-Deals gar von Investitionen in dem Land ab. Anleger sollten ihr Engagement im Vereinigten Königreich begrenzen, da die Turbulenzen an den Finanzmärkten wegen der politischen Unsicherheiten anhalten könnten, teilte die Schweizer Bank mit. Die Volatilität werde so lange nicht verschwinden, bis der Austrittsprozess konkret werde.

Abwechslung vom Thema Brexit verspricht am Mittwoch der Konjunkturbericht der US-Notenbank Fed. Börsianer erhoffen sich vom sogenannten Beige Book Hinweise hinsichtlich einer möglichen Pause bei den Zinserhöhungen. Und in Griechenland muss sich im Tagesverlauf Ministerpräsident Alexis Tsipras einer Vertrauensabstimmung stellen, die er nach Einschätzung von Experten wohl überstehen wird. (SDA/koh)

Der Brexit-Fahrplan - so geht es weiter
  • 12. März: Das Parlament stimmt im sogennanten «meaningful vote» über das zwischen May und der EU ausgehandelte Brexit-Abkommen ab. Zum zweiten Mal entschied das Parlament gegen Mays Deal (mit 391 zu 242 Stimmen).
  • 13. März: Die Premierministerin lässt darüber abstimmen, ob Grossbritannien die EU ohne Deal verlassen soll. Das wäre ein harter Brexit, der wegen fehlender Übergangsbestimmungen in ein Chaos führen könnte. Kommt es bei der Abstimmung zum No-Deal zu einem Nein, entscheidet das Parlament für oder gegen eine Verschiebung des Brexit.
  • 14.März: Die Abgeordneten entscheiden über die Brexit-Verschiebung. Nein = EU-Austritt am 29. März, vermutlich ohne Deal; Ja = London bittet EU um Verlängerung der Frist.
  • Für die Umsetzung eines Abkommens müssen mindestens 20 EU-Länder zustimmen, die für 65 Prozent der EU-Bevölkerung stehen. Kommt eine Mehrheit nicht zustande, tritt Grossbritannien ohne Deal aus der EU aus.
  • Der Austritt erfolgt in jedem Fall am 29. März 2019.
  • 12. März: Das Parlament stimmt im sogennanten «meaningful vote» über das zwischen May und der EU ausgehandelte Brexit-Abkommen ab. Zum zweiten Mal entschied das Parlament gegen Mays Deal (mit 391 zu 242 Stimmen).
  • 13. März: Die Premierministerin lässt darüber abstimmen, ob Grossbritannien die EU ohne Deal verlassen soll. Das wäre ein harter Brexit, der wegen fehlender Übergangsbestimmungen in ein Chaos führen könnte. Kommt es bei der Abstimmung zum No-Deal zu einem Nein, entscheidet das Parlament für oder gegen eine Verschiebung des Brexit.
  • 14.März: Die Abgeordneten entscheiden über die Brexit-Verschiebung. Nein = EU-Austritt am 29. März, vermutlich ohne Deal; Ja = London bittet EU um Verlängerung der Frist.
  • Für die Umsetzung eines Abkommens müssen mindestens 20 EU-Länder zustimmen, die für 65 Prozent der EU-Bevölkerung stehen. Kommt eine Mehrheit nicht zustande, tritt Grossbritannien ohne Deal aus der EU aus.
  • Der Austritt erfolgt in jedem Fall am 29. März 2019.
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