M. Prix Stefan Meierhans kämpft für Konsumenten
Hörgeräte sind eine Investition

Wer ein Hörgerät braucht, muss in der Schweiz tief in die Tasche greifen – viel tiefer als in vielen anderen Ländern. Schuld daran ist nicht nur der Markt, sondern auch wir Konsumenten. Es wird Zeit für Veränderungen, sagt der Preisüberwacher.
Publiziert: 10.02.2020 um 08:19 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2020 um 20:36 Uhr
Preisüberwacher Stefan Meierhans.
Foto: Keystone
Stefan Meierhans, Preisüberwacher

Da Hörgeräte in unserer alternden Gesellschaft ein echter Wachstumsmarkt sind, habe ich von meinem Büro einen neuen Auslandspreisvergleich erstellen lassen. Das Ergebnis ist einmal mehr ernüchternd: In Frankreich, Deutschland, Dänemark und dem UK zahlt man zwischen 19 bis 34 Prozent weniger allein für das Gerät ab Werk. Schlimmer als uns ergeht es nur den USA, dort sind die Ab-Werk-Preise noch einmal 8 Prozent höher als bei uns.

Als recht wesentlicher Fakt für die Preishöhe stellte sich das jeweilige Beschaffungssystem der einzelnen Länder heraus. Die Regel scheint zu sein: Wenn staatlich beschafft wird, sinkt der Preis. Was an sich plausibel ist, da die staatliche Ausschreibung den Wettbewerb und somit den Preisdruck auf die Hersteller schürt und natürlich auch Mengenrabatte eine entscheidende Rolle spielen. Staatliche Beschaffung heisst keinesfalls, dass nur günstige Geräte angeboten werden. Norwegen beispielsweise beschafft ausschliesslich staatlich, achtet jedoch auf eine sehr hohe Gerätequalität.

Mit den Hörgeräten an sich ist die Sache ja leider noch nicht getan. Einen grossen Teil des Endpreises zahlen wir für Dienstleistungen rund um die Hörgerät-Akustik – als da wären: Hörtest, Einstellungen, Garantieverlängerungen etc. Die Pauschalpreise für diese Dienstleistungen variieren zwischen 350 und 2000 Franken. Und das, obwohl es laut Fachleuten keinen Zusammenhang zwischen der Schwere der Hörbeeinträchtigung und Aufwand für die Anpassung gibt.

Was ist dann also der Grund für die Preisunterschiede? Ein Teil der Wahrheit ist: Es fehlt der Wettbewerbsdruck. In anderen Worten: Es werden zu wenige Preisvergleiche angestellt, als dass ein wirksamer Druck auf die Preise entstehen würde. Haben wir also zu viel Geld und zahlen einfach jeden Preis? Jein. Die Transparenz der Preise ist ein echtes Problem, denn oftmals werden die Preise für das Gerät und die dazugehörigen Dienstleistungen nicht separat ausgewiesen. Das erschwert Preisvergleiche erheblich.

Was kann helfen die Situation zu verbessern? Ich schlage vor, dass Hörgeräte aller Qualitäten durch eine zentrale Bundesstelle via Ausschreibungen beschafft werden. Die IV könnte zudem auf mehr Rechnungstransparenz bestehen. Last but not least, können wir alle bereits heute einen Beitrag für bessere Preise leisten. Wenn Sie ein Hörgerät brauchen, holen Sie Vergleichsofferten ein und bestehen Sie darauf, dass Ihnen die Preise fürs Gerät und für die Dienstleistungen des Akustikers einzeln aufgelistet werden. Das ist gut für Ihr Portemonnaie und wird den Drang zu Kaufkraftabschöpfungen auf Seiten der Anbieter bremsen.

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