Travailsuisse, die Dachorganisation der Arbeitnehmenden, die 150’000 Angestellte vertritt, ist nur mässig zufrieden mit der Lohnrunde 2017. Der Grund: In Industrie und Gewerbe erhalten viele Angestellte gar keine Lohnerhöhung – zum dritten Mal in Folge. In anderen Branchen gibts zwischen einem halben und einem ganzen Prozent mehr.
Das tönt auf dem Papier zwar gut, doch die Millionen unbezahlten Überstunden heben die Erhöhung auf, sagt die Gewerkschaft Syna.
Nach 4 Minuten ist Lohnerhöhung weg
Konkret: Frau Meier verdient 5000 Franken und muss dafür 42 Stunden pro Woche arbeiten. Die Lohnerhöhung beträgt 40 Franken oder 0,8 Prozent. Schon mit vier Minuten unbezahlten Überstunden pro Tag ist die Lohnerhöhung wieder aufgehoben. «Zudem steigen die Mieten und die Krankenkassen», sagt Arno Kerst.
Der Syna-Präsident ist denn auch unzufrieden mit den ausgehandelten Lohnerhöhungen. «Das solide Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent im nächsten Jahr hätte Raum geschafft für Lohnerhöhungen auf breiter Front», sagt er. «Und doch gibt es in vielen Branchen und Firmen wieder Nullrunden!»
Individuelle Lohnerhöhungen kritisiert
Travailsuisse kritisiert zudem, dass die Mehrheit der Lohnerhöhungen individuell verteilt werden. «Das ist intransparent und bis zu einem gewissen Grad willkürlich», heisst es in einer Mitteilung. «Längst nicht alle Mitarbeiter profitieren von den positiven Geschäftsergebnissen.»
Die Zeit wäre laut den Gewerkschaftern reif gewesen für ein deutliches Zeichen an der Lohn-Front. Denn: «Die Schweizer Wirtschaft hat sich weitgehend vom Frankenschock erholt. Zudem wird ein solides BIP-Wachstum prognostiziert», heisst es.