Lohn-Dumping und Ausbeutung
Gipser Goger prellte seine Arbeiter um über 3 Millionen

Der Fall des Gipsermeisters Kurt Goger geht bis ins Jahr 2015 zurück. Die Vorwürfe von eigenen Mitarbeitern, die der BLICK damals öffentlich machte, bestritt Goger vor Gericht. Jetzt zeigen «Rundschau»-Recherchen, dass er tatsächlich seine Gipser ausbeutete.
Publiziert: 08.05.2019 um 17:09 Uhr
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Aktualisiert: 09.05.2019 um 15:10 Uhr
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Februar 2015: BLICK besucht Gipser der Firma Goger bei ihrer Arbeit.
Foto: Valeriano Di Domenico
Ulrich Rotzinger

Gipsermeister Kurt Goger (54) rührte mit grosser Kelle an. Doch dann, im Frühjahr 2015, rebellierten eigene Mitarbeiter gegen den österreichischen Inhaber und Geschäftsführer von Goger-Swiss. 

Die Vorwürfe, die die Goger-Büezer gegen den Unternehmer vorbrachten: massives Lohndumping und krasse Verletzung des Gesamtarbeitsvertrags (GAV). «Wir wurden ausgebeutet, belogen und entlassen», sagten Ex-Mitarbeiter. BLICK machte ihre Geschichte im Februar 2015 öffentlich – mit Unterstützung des Gipserverbands und der Gewerkschaft Unia.

Der Österreicher bestritt die Vorwürfe. Und ging mit seinem Anwalt dagegen vor. Auch gegen BLICK. Auch heute noch sind mehrere Verfahren im Fall Goger hängig. Goger Swiss ging im Sommer 2018 Konkurs.

Jetzt zeigt ein Bericht im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco), den die SRF-Sendung «Rundschau» am Mittwoch publik macht: Gogers Firma hat seine Büezer tatsächlich um Millionen geprellt.

3,2 Millionen Franken vorenthalten

Ein externer Prüfer nahm im Auftrag des Seco die Lohnbücher der Jahre 2013 bis 2016 unter die Lupe. Er kommt zum Schluss: Goger hat seinen Büezern mindestens 3,2 Millionen Franken vorenthalten. Der Unternehmer habe den Prüfer mit «offensichtlich falschen Daten» beliefert – ein «beispielloses» Vorgehen. Erst durch die Akteneinsicht beim laufenden Strafverfahren gegen Goger kam der Prüfer zu den richtigen Daten.

Die Staatsanwaltschaft Zürich will sich zum laufenden Verfahren gegen Goger nicht äussern. Sie ermittelt wegen Betrugs und Urkundenfälschung. Für Goger gilt die Unschuldsvermutung.

Der «Rundschau» sowie der «WOZ» liegen Akten aus der Strafuntersuchung vor. Darin geben der ehemalige Personalvermittler, eine Buchhalterin sowie ein Projektleiter zu, dass Arbeiter einen Teil ihres Lohnes auf den Baustellen bar an Goger-Swiss zurückzahlen mussten. Der österreichische Firmeninhaber und seine Kaderleute stritten dies stets ab, auch als der BLICK sie damit konfrontierte.

Goger-Swiss führte Schattenbuchhaltung

Goger ging laut den Akten der Strafuntersuchung trickreich vor: Seine Firma führte eine Schattenbuchhaltung, um die Zahlungen zu verschleiern. Der Personalvermittler wird darin wie folgt zitiert: Er habe jeweils die Differenz zwischen dem GAV-Monatslohn und dem tatsächlichen Dumping-Lohn von den Arbeitern einkassiert. Dafür erhielt er monatlich 2500 Franken. Insgesamt habe er Goger über eine Million Franken bar in Couverts übergeben. 

Gipsermeister Goger befindet sich heute gemäss SRF-Recherchen in Österreich. Anfang 2019 sei er in Italien festgenommen worden, dann aber geflüchtet.

Angesprochen auf die neuesten Entwicklungen im Fall Kurt Goger spricht der Gipsermeisterverband von einer «Genugtuung». Nun habe man den Beweis, dass die Vorwürfe stimmten und nicht, wie vom Österreicher behauptet, eine Kampagne seiner Konkurrenten waren.

Die Aktenlage stellt unmissverständlich klar: Der Lohn-Klau auf dem Bau fand tatsächlich statt – auf Schweizer Baustellen, durch Goger-Swiss.

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