Mit zehn Waggons - vier mehr als üblich - rollt der Direktzug aus Zürich pünktlich um 11 Uhr im Bahnhof Konstanz (D) ein. 200 Fahrgäste steigen aus. «Wir haben wesentlich mehr erwartet», sagt eine Zugbegleiterin. «Aber vielleicht kommt der Ansturm mit dem nächsten Zug.» Fehlanzeige!
«265 Fahrgäste waren es noch ab Weinfelden. Trotz vier Extrawaggons», lautet die Bilanz des nächsten Zugbegleiters.
«Wir wollten eigentlich Zusatzkräfte einstellen»
Vor dem Shoppingcenter Lago stehen Reporter und Kamerateams. Alle warten auf den Ansturm – vergebens! Den ganzen Tag bleibt es ruhig. Im Lago, im Kaufhaus Karstadt und auf den Strassen.
«Wir wollten für diesen Samstag eigentlich Zusatzkräfte einstellen. Alle haben mit einen Ansturm gerechnet», sagt eine Verkäuferin im Spielzeugladen Schinacher. Aber jetzt sei es ein besonders ruhiger Samstag geworden. «Der Anteil Schweizer Kunden ist schwächer als sonst.»
Der Einkauf will «bedacht sein»
Auch die Kassiererin im Schuhladen hat Zeit für ein paar Worte. «Vielleicht brauchen die Schweizer im Moment einfach keine Schuhe», mutmasst sie.
Raimund Franke, Geschäftsführer bei Karstadt, hat eine andere Erklärung: «Wir haben festgestellt, dass vor allem die deutschen Kunden, wohl in Erwartung des Ansturms aus der Schweiz, zuhause geblieben sind.»
Und für die Schweizer sei der tiefe Euro halt noch «sehr frisch». «Erfahrungsgemäss werden in solchen Situationen vor allem Möbel, Uhren, Schmuck oder andere hochpreisige Waren gekauft. Das will zuerst bedacht sein», so Franke.
Trotzdem ist er nicht unzufrieden mit dem Geschäft. Franke rechnet für diesen Samstag mit einem «ordentlichen» Ergebnis. «Aber der grosse Ansturm war es sicher nicht!»