Darum gehts
- Stahlwerk Gerlafingen überschritt monatelang unbemerkt Dioxin-Grenzwert durch defekte Aktivkoks-Eindüsung
- Leck blieb wegen Umstellung auf neues Überwachungssystem lange unentdeckt
- Erhöhte Dioxin-Werte in Böden noch heute messbar, zurückführbar auf 1990er-Jahre
Das Stahlwerk in Gerlafingen SO sorgt unverhofft für Aufsehen. Monatelang stiess das Werk unbemerkt Giftstoffe aus, berichtet der «Tages-Anzeiger». Dabei wurde der gesetzlich erlaubte Dioxin-Grenzwert überschritten.
Für das Leck verantwortlich war ein Defekt der Aktivkoks-Eindüsung, die Schadstoffe wie Dioxine aufhält. Deshalb gelangten diese gefährlichen Schadstoffe in die Umgebung. «Wir sind uns bewusst, dass dies ein schwerer Fauxpas ist, denn Nachhaltigkeit wird bei uns grossgeschrieben», zitiert der «Tages-Anzeiger» Patrick Puddu (45), Mitglied der Geschäftsleitung von Stahl Gerlafingen.
Anwohner müssten sich keine Sorgen machen
Der Vorfall sei wegen der Umstellung auf ein neues Überwachungssystem lange unentdeckt geblieben. Deshalb blieb das Leck während des Winterhalbjahres unentdeckt. Der Fehler sei schliesslich aufgefallen, als die Einkaufsabteilung überrascht war, dass kein Aktivkoks mehr nachbestellt wurde. Daraufhin habe man das Leck direkt behoben und den Kanton Solothurn über den Vorfall informiert. Das Stahlwerk kontrolliert in Absprache mit den Behörden die Funktionsfähigkeit der Anlage nun täglich.
Die Anwohner müssten wegen des Vorfalls nicht um ihre Gesundheit fürchten, sagt ein Experte gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Die Giftstoffe würden sich relativ schnell verdünnen. In den Böden rund um das Stahlwerk sind jedoch noch heute erhöhte Dioxin-Werte messbar, die noch auf die deutlich höheren Emissionen in den 1990-Jahren zurückzuführen sind. Die Dioxine binden sich in der Luft an Staubpartikel und landen mit diesem in der Erde.