Geistersiedlungen und Lockmittel für neue Mieter: Der Leerstand auf dem Schweizer Immobilienmarkt ist auf einem Rekordhoch. Für Ende 2019 rechnen UBS-Experten mit einem Anstieg auf rund 80'000 leere Wohneinheiten.
Hinter vielen Neubauten stecken institutionelle Anleger wie Versicherungen und Pensionskassen. Das tiefe Zinsumfeld treibt sie auf den Immobilienmarkt, wo sie sich eine höhere Rendite versprechen (BLICK berichtete).
«Sie haben viel Cash, das sie sonst zu Negativzinsen anlegen müssten», sagt Adrian Wenger (46) vom VZ Vermögenszentrum. Dieses Geld in Immobilien zu investieren, lohne sich – auch bei hohem Leerstand. «Selbst wenn es null Prozent Rendite gibt, ist das immer noch besser als Minuszinsen», erklärt Wenger.
Weniger wichtig als erwartet
Sind also die Pensionskassen Schuld am hohen Leerstand? Nein, sagt nun die UBS in einem neuen Immobilienbericht. «Pensionskassen zu Unrecht unter Generalverdacht», so das Votum der Grossbank. Sie beruft sich dafür auf Baubewilligungen, die seit 2012 erteilt wurden. Demnach gingen 2016, als die Pensionskassen und Versicherungen am stärksten als Bau-Investoren aktiv waren, «Anteile von 12 Prozent der Baukosten und 16 Prozent der neu bewilligten Wohnungen» auf ihr Konto.
In den beiden folgenden Jahren sanken die Anteile der institutionellen Investoren wieder auf rund 10 Prozent bei den Mietwohnungen und 6 Prozent bei den Gesamt-Baubewilligungen. Heisst für die UBS also, diese Investoren prägen den Immobilienmarkt und damit den Leerstand weniger stark, als angenommen.
Regionaler Einfluss auf Leerstand möglich
Diesen Umstand würden auch die Zahlen der Pensionskassen selbst unterstreichen, so die UBS-Experten. Denn vom Marktvolumen von rund 1600 Milliarden Franken seit 2014, gehen «nur» rund 30 Milliarden Franken aufs Konto der institutionellen Investoren. Höchstens 4000 Wohnungen pro Jahr gehen demnach auf diese zurück. Pensionskassen und Co. konnten also die Leerstandsquote in der Schweiz «kaum entscheidend beeinflussen», so die UBS.
Der Bericht hält aber zum Schluss fest: «Allerdings können durch Pensionskassen getragene Grossprojekte in einzelnen Regionen durchaus den Leerstand über Jahre hinaus in die Höhe treiben.»