Es sind auch Kleinigkeiten, die wir in den letzten fast anderthalb Corona-Jahren vermisst haben. Nun bereiten sie uns wieder Freude! Tag für Tag kommen wir der Normalität ein Stück näher. Wunderbar! Und so kehrt der Alltag zurück, in grossen Schritten und kleinen Comebacks.
Es wird wieder geknuddelt. Sie sind nur noch selten zu sehen, der stets etwas steif aussehende Gruss mit dem Ellenbogen oder die Ghetto-Faust. Man gibt sich zur Begrüssung wieder vermehrt die Hand. Selbst freundschaftliche Umarmungen und die gutschweizerischen drei Küsschen sind wieder öfter zu sehen. Wir kommen uns trotz Abstandsregeln wieder näher.
Der Lärm ist zurück! Mal einfach die ganze Nacht ungestört bei offenem Fenster durchschlafen? Fehlanzeige. Nach Hause torkelnde Nachteulen, kichernde Teenies oder feiernde Fussballfans rauben einem wieder den Schlaf. Zum Glück! Normalerweise nervig: Das Leben pulsiert wieder zwischen den Häuserzeilen. Und am Himmel hört man wieder vermehrt Flugzeuge, nicht zur Freude aller.
Achtung, Scherben! Auch der Abfall auf Plätzen, Strassen oder in Parks wird wieder zum Thema. Der öffentliche Raum wird zur Festhütte – nicht nur während der vergangenen Fussball-Europameisterschaft. Die feiernden Gruppen sind wieder grösser. Mit steigendem Pegel sinkt die Scham, die Bierflasche liegen zu lassen oder gar zu zertrümmern. Achtung, Platten! Velofahrer müssen sich auf ihrer morgendlichen Fahrt ins Büro wieder in Acht nehmen.
Selecta sagt Masken Adieu. Wo Einwegmasken nicht mehr gefragt sind, fliegen sie aus dem Automaten, bestätigt Betreiberin Selecta. «Es kann durchaus sein, dass beim einen oder anderen Automaten die Zahlen betreffend Hygieneartikeln rückläufig sind. Solange wir noch eine Nachfrage feststellen, wird es die Masken weiterhin geben. Vielleicht aber nicht mehr an allen Standorten.» Anstelle von Hygieneartikeln halten wieder mehr Süssgetränke und Schokoriegel Einzug.
Warentrennstäbe im Supermarkt. Monatelang lagen sie ungebraucht da, die Warentrennstäbe bei den Kassenbändern in den Supermärkten. Lieber ein bisschen mehr Abstand lassen zum Vordermann. Und den Einkauf erst dann aufs Band legen, wenn es leer ist. Und schon gar nicht die Warentrenner in die Finger nehmen. Man könnte sich ja das Virus holen. Nun werden sie wieder gebraucht, die Abstände an der Kasse werden kleiner.
Erste Reihe im Postauto wieder zugänglich. Das freut den Grosspapi, der mit seinem Enkel mit dem Postauto einen Ausflug in die Berge macht! Endlich dürfen die beiden wieder ganz vorne neben dem Chauffeur sitzen. Und haben dort die beste Sicht auf Strecke und Bergpanorama. «Die vordersten Sitzreihen sind in den Postautos wieder offen, weil beim Fahrerarbeitsplatz inzwischen Schutzscheiben montiert sind. Die vorderste Tür wird aber weiterhin nur für den Ticketverkauf oder für Sehbehinderte geöffnet, die sich dann auch gleich vorne hinsetzen können», sagt Postauto-Sprecher Urs Bloch.
Beim Contact Tracing wird abgebaut. Für die Betroffenen ist es ein schwerer Schlag. Und doch ist es eigentlich ein gutes Zeichen. Der Kanton Aargau reduziert die Zahl der 140 Mitarbeitenden im Contact Tracing Center massiv. Gebraucht werden nur noch halb so viele. Auch der Kanton Baselland hat sein Personal reduziert.
Impfzentren werden geschlossen. Mehr als jeder Zweite hat bereits mindestens eine Impfdosis bekommen. Das hat Folgen: Im Baselbiet, Aargau, in Frauenfeld TG, Bern oder Neuenburg – überall werden Impfzentren geschlossen. Oder, wie in der Waadt, Kapazitäten reduziert. In Bern schliessen im August sogar sieben der zehn Impfzentren, zwei weitere im September. Allein in den letzten zwei Wochen ist die Nachfrage nach dem Piks um die Hälfte eingebrochen.
Peinliche Ferienfotos von Kollegen. Am Flughafen herrscht wieder Betrieb. Viele holen die Ferien nach, die vergangenes Jahr coronabedingt ins Wasser gefallen sind. Wetten, dass bald die ersten peinlichen Fotos auf Instagram und anderen Kanälen auftauchen? Normalität eben. Das schenkt Zuversicht.