Kuoni verkauft alle Reisebüros
1051 Angestellte bangen um ihren Job!

Reisekonzern Kuoni verkauft seine Reisebüros und damit auch ein Stück seiner Seele. Ist der Name Kuoni bald Geschichte? «Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Marke in zehn Jahren verschwunden sein wird», sagt Konzernchef Peter Meier.
Publiziert: 15.01.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:14 Uhr
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1912 eröffnete Kuoni sein Reisebüro am Zürcher Bahnhofplatz.
Foto: AT Verlag
Von Ulrich Rotzinger

Marcel Bürgin (48) erfuhr es erst am Dienstagabend. Die Konzernleitung zitierte den Chef von Kuoni Schweiz zu sich: Strategieänderung, Kuoni verkauft künftig keine Reisen mehr an Konsumenten, kriegte er zu hören. Die Suche nach einem Käufer für das Schweizer Reisegeschäft mit seinen 80 Reisebüros und den Ländergesellschaften in Grossbritannien, Benelux, Hongkong, Indien und Skandinavien läuft bereits.

«Der Moment der Kommunikation hat uns alle überrascht», sagte Bürgin gestern an einer internen Telefonkonferenz. Für den Reisemanager dürfte es bald heissen: Kofferpacken.

Tief sitzt der Schock bei den 1051 Schweizer Mitarbeitern. Sie bangen um ihren Job. Einzig die Aktionäre jubelten: Die Kuoni-Aktie schoss um 8 Prozent in die Höhe.

Konzernchef Peter Meier  (49) war an der gestrigen Pressekonferenz bemüht, Ruhe reinzubringen: «Wir sind bestrebt, den Fortbestand der Schweizer Kuoni-Geschäftsstellen und die Weiterbeschäftigung der Mitarbeiter zu sichern.» Für Kuoni-Kunden ändere sich «zunächst» nichts.

Ist der Name Kuoni bald Geschichte? «Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Marke in zehn Jahren verschwunden sein wird», sagt Meier. Schliesslich sei Kuoni ein klang- und wertvoller Name im Reisegeschäft.

Mit dem Verkauf des Reisegeschäfts kappt Kuoni nach 106 Jahren seine Wurzeln. Von einem Scheitern will Meier nicht sprechen. Er begründet die Kursänderung mit dem scharfem Onlinewettbewerb, der zu Veränderungen zwinge. Laut Studien buchen heute nur noch 37 Prozent ihre Ferien im Reisebüro.

Darum konzentriert sich Kuoni fortan auf das Geschäft mit Reisedienstleistungen, etwa für Gruppenreisen oder Visa-Ausstellungen.

Wie viel mögliche Käufer für das Reisegeschäft hinblättern werden, ist offen. Dessen Umsatz im 2014: 2,2 Milliarden Franken, ein Minus von 8,7 Prozent gegenüber 2013. Und wenn sich kein Käufer findet? «Wir sind zuversichtlich, dass wir den Verkauf noch im 2015 abschliessen können», so Meier.

Bereits heute ist die Migros mit knapp 5 Prozent an Kuoni beteiligt. Kommt jetzt die Traumhochzeit mit der Migros-Tochter Hotelplan? Vor fünf Jahren scheiterte eine Fusion am Widerstand der Migros-Spitze. Damals hätte Kuoni Hotelplan geschluckt, der Name Hotelplan wäre verschwunden. Das empfanden die Migros-Manager als Verrat am Erbe von Gründer Gottlieb Duttweiler. Nun besteht diese Gefahr nicht mehr.

Das hat man auch bei Hotelplan registriert: «Wir haben die neue Strategie von Kuoni mit Interesse zur Kenntnis genommen», sagte eine Sprecherin auf Anfrage. 

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