BLICK: Seit Mittwoch ist bekannt, dass Kuoni sein Schweizer Ferienreise-Geschäft loswerden will. Wie tief sitzt der Schock heute
Marcel Bürgin: Der Schock ist sicher noch da. Wir sind sehr emotional an Kuoni gebunden, besonders die langjährigen Mitarbeiter. Das trifft einen schon am Anfang.
Über 1000 Mitarbeiter bangen jetzt um ihren Job.
Wir informieren unsere Mitarbeiter laufend. Unsere Botschaft ist klar: Wir erhalten zwar einen neuen Besitzer, aber das bisherige Geschäft läuft weiter. Daran glaube ich auch persönlich.
Können Sie garantieren, dass die Arbeitsplätze und alle 81 Reisebüros nach dem Verkauf erhalten bleiben?
Nein, das kann ich nicht. Unser Geschäftsmodell hat sich in den letzten paar Jahren enorm gewandelt, Veränderungen sind an der Tagesordnung. Ich fühle mich aber sehr sicher bei diesem Entscheid. Ein neuer Besitzer investiert nicht in ein Unternehmen, um es zu schliessen. Um meine Leute mache ich mir keine Sorgen.
Braucht es Reisebüros überhaupt noch wenn 78 Prozent der Konsumenten nur noch online buchen wollen wie der Reisebüroverband gestern meldete?
Das ist eine Marktentwicklung, die an Kuoni nicht vorbei geht und weitergeht. Unsere Reisebüros haben Umsatz an Internetanbieter verloren, aber wir haben auch welchen auf unseren Online-Kanälen dazugewonnen. Die Veränderungen in der Branche haben aber nichts mit dem Verkaufsentscheid zu tun.
Sind die Geschäftszahlen von Kuoni Schweiz unter Druck?
Wir sind kein Sanierungsfall und waren 2014 profitabel. Bei den Sommerbuchungen liegen wir heute bereits über Vorjahr.
Es ist zwar noch früh, aber wir wollen auch dieses Jahr einen Gewinn schreiben.
Steigt 2015 auch der Jahresumsatz von 680 Millionen Franken?
Darüber möchte ich nach dem gestrigen Entscheid der SNB nicht spekulieren.
Wieso?
Auch uns hat die SNB mit der Aufhebung des Mindestkurses zum Euro überrascht. Wir beobachten die Entwicklung der Wechselkurse sehr genau und überprüfen unsere Preise. Es ist aber noch zu früh, die Auswirkungen und mögliche Massnahmen zu beurteilen.
Stornieren die Kunden jetzt nicht ihre Buchungen und kaufen in Deutschland ihre Ferien?
Wir haben unsere Kunden schon wegen des Kuoni-Entscheids persönlich via Newsletter informiert. Die gebuchten Reisen finden nach wie vor statt und es kann natürlich auch weiter gebucht werden bei uns. Wir zählen da auch auf unsere treuen Schweizer Kunden.
Was erwarten Sie von einem möglichen Käufer des Kuoni-Ferienreisegeschäfts?
Ober Reiseveranstalter oder Investor sollte es jemand sein, der da weiter macht, wo wir angefangen haben und unser Geschäft profitabel weiterführt. Eine Bereitschaft für weitere Investitionen in der Schweiz sollte vorhanden sein. Namen möchte ich keine nennen.