Krummes Ding?
Diese Wurst macht Schweizer Muslime hässig

Schweinefleisch ist ihnen nicht geheuer. Deshalb verstehen Muslime keinen Spass, wenn ihnen Produkte untergejubelt werden, die das als Zutat drin haben.
Publiziert: 12.05.2011 um 15:08 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 14:25 Uhr
Von Georg Nopper

Die Bezeichnung «halal» ist für Produkte reserviert, die für Muslime zum Verzehr geeignet sind. Gläubige Muslime essen kein Schweinefleisch. Das ist hinlänglich bekannt. Eine Wurst mit Schweinefleisch kann also unmöglich halal sein.

Der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) hat nun in den Regalen der Schweizer Liquidationskette Radikal AG eine Wurst entdeckt, die auf der Etikette als halal angepriesen wird. Gleichzeitig wird dort im Kleingedruckten unter anderem Schweinefleisch unter den Zutaten aufgeführt. Den Muslimen stösst das sauer auf.

Keine einheitliche Zertifizierung

«Ob es sich im vorliegenden Fall um ein gravierendes Versehen oder einen eklatanten Missbrauch handelt, ist Gegenstand einer Abklärung», schreibt der IZRS in einer Pressemitteilung. Das Problem dabei: In der Schweiz ist die Halal-Zertifizierung nicht einheitlich geregelt. Es besteht keine Garantie, dass – wenn halal draufsteht – ein Produkt tatsächlich auch halal ist.

Der Importeur legt Wert auf die Feststellung, dass er mit der Wurst kein krummes Ding drehen wollte. Vermutlich sei während der Etikettierung beim Hersteller in Slowenien etwas schief gelaufen. «Niemand ist so dumm und macht wo etwas absichtlich», sagt Marko Andrijanic von der Agram AG in Emmenbrücke gegenüber Blick.ch. Er will die Wurst zwar weiter importieren, aber ohne die Halal-Etikette.

Aus dem Sortiment genommen

Die Radikal AG, eine Tochtergesellschaft der OTTO’s AG, zog den Artikel bereits aus dem Verkehr. «Wir haben die Wurst per sofort aus dem Sortiment genommen», sagt Sprecherin Angela Schnyder. «Die Order ging per Fax an alle Filialen.» Schnyder betont, man wolle die Kunden «ganz sicher nicht hinters Licht führen».

Inzwischen haben sich auch die Gemüter beim IZRS etwas beruhigt: «Die Radikal AG hat sich bei uns entschuldigt und bestätigt, dass sie die Wurst aus ihrem Sortiment nimmt», sagt Sprecher Abdel Azziz Qaasim Illi. Der IZRS arbeitet an der Etablierung einer einheitlichen Halal-Zentrifizierungsstelle für die Schweiz, um den Wildwuchs nicht vertrauenswürdiger Halal-Labels einzudämmen.

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