Die deutschen Medien übertrumpfen sich mit Meldungen über den explosionsartigen Anstieg von Selbstanzeigen reicher Deutscher, die ihre Vermögen auf einer Schweizer Bank am Fiskus vorbei parkiert haben. Für die Steuerberater sind es fabelhafte Zeiten: Denn wo es um die Legalisierung von Schwarzgeld geht, enden die Beraterkünste der Schweizer Bankiers. Selbstanzeige ist der beste Weg in die Steuerehrlichkeit.
Verjährungsfrist ist der letzte Rettungsanker
Wenn es die Umstände erlauben. «Das Problem vieler deutscher Bankkunden zurzeit ist weniger ihr unversteuertes Geld,» sagt ein hochrangiger Banker zu cash. «Ihr Problem ist: Sie können nicht mal die Herkunft des Geldes offenlegen, ohne sich weiter zu belasten.» Sprich: Das Schwarzgeld auf Schweizer Banken ist oft noch schwärzer. Es stammt aus Schwarzarbeit, undurchsichtigen Geschäften und Quellen. Deklarierbar sind solche Gelder im Prinzip nicht.
Aber das deutsche Recht bietet ein Schlupfloch: In Deutschland gilt als verjährt, was mehr als zwölf Jahre zurückliegt. Nur wissen das die wenigsten. «Wir stellen bei deutschen Bankkunden ein grosses Informationsdefizit über ihre steuerliche Möglichkeiten fest,» sagt Christopher Steckel, Spezialist bei der KPMG für deutsches Steuerrecht.
Seinen aufgeschreckten Klienten muss er oft erstmal die Angst vor Anklage und Gefängnis nehmen. In rund 90 Prozent unserer Fälle stellt die Selbstanzeige bezüglich Deklarierungspflicht kein Problem dar.» Hauptgrund: Die Verjährung.
Rund 10 Prozent der Kunden ist nicht zu helfen
Goldbarren, die seit dem Zweiten Weltkrieg im Schweizer Banksafe liegen, lassen sich somit genauso legalisieren wie das längst in eine Stiftung eingebrachte Erbe der Grosseltern oder die mit Schwarzarbeit gescheffelten Vermögen.
Jedem zehnten Kunden kann Steckel aber nicht helfen. Was er diesen rät, darüber schweigt der Steuerprofi. Welchen Anteil ihr Geld an den gesamten deutschen Fluchtgeldern auf Schweizer Banken ausmacht, ist unbekannt. Je nach Schätzung liegen 250 Milliarden bis 300 Milliarden Franken aus deutschen Quellen in der Schweiz.
Was heimlich reinkam, muss heimlich wieder raus
Geht man von einem Bruchteil undeklarierbarer Gelder aus, sind es einige Milliarden, die in den letzten zehn bis 15 Jahren aus dunklen, deutschen Kanälen heimlich in die Schweiz kamen. Für die betreffenden Banken wird es unter dem zunehmenden ausländischen Druck nun umso schwerer, diese Kunden und Milliarden heimlich wieder loszuwerden.