Müesli stehen bei Kindern zum Zmorge hoch im Kurs. Doch sind dies oftmals wahre Zuckerbomben. Eine Lebensmittelampel von rot bis grün würde Konsumenten auf den ersten Blick klarmachen, was die oftmals verführerischen Verpackungen verbergen. Die beiden Schweizer Marktführer Migros und Coop stemmen sich aber gegen eine solche Kennzeichnung. Das berichtet die «SonntagsZeitung».
Migros und Coop stellen sich gegen Pläne des Bundes, der sich klar für eine Kennzeichnung in Ampelfarben ausspricht. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen favorisiert die Ampel Nutri-Score, ein in Frankreich, Spanien und Belgien bereits eingeführtes System, das auch der Lebensmittelmulti Danone anwendet.
Das System basiert auf einer fünfstufigen Farbskala von dunkelgrün bis rot, versehen mit den Buchstaben A für vorteilhafte Nährwertqualität bis E für weniger vorteilhafte Nährwertqualität.
Industrie sieht «keine Notwendigkeit»
Das Bundesamt hat bereits zwei runde Tische für alle wichtigen Player der Industrie veranstaltet. Am 2. Juli soll ein drittes Treffen stattfinden, jedoch ohne Migros und Coop, die sich dagegen sträuben.
Eine Teilnahme sei nicht vorgesehen, heisst es auch bei der IG Detailhandel, der beide Grossverteiler sowie der Discounter Denner und die Warenhauskette Manor angehören.
Man sei gegenüber der Einführung einer Ampel kritisch, wird Athéna Martinez, Sprecherin der IG Detailhandel, in der «SonntagsZeitung» zitiert. «Solche Systeme nehmen keine Rücksicht auf die individuellen Ernährungsbedürfnisse.» Es bestehe keine Notwendigkeit. Auch der mächtige Dachverband der Schweizer Nahrungsmittelindustrien, Fial, wird im Juli nicht am runden Tisch teilnehmen.
Konsumentenschützer spricht von Affront
Konsumentenschützer sind enttäuscht. Der Bund bezeichnet Nutri-Score als einfach verständliche Orientierungshilfe. Konsumenten bleibt vorderhand, sich durch die herkömmliche Kennzeichnung von Lebensmitteln zu lesen. Diese sind oft wenig aussagekräftig - zum Beispiel, was den Bestandteil an billig herstellbaren, gesundheitsschädigenden gesättigten Fettsäuren betrifft.
Sara Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz spricht im Artikel von einem Affront gegenüber der Kundschaft: «Es passt gar nicht zum kundennahen Imagemäntelchen, das sich die beiden orangen Riesen gerne umhängen.»
Möglich, dass die Schweizer Detailriesen umdenken, wenn Deutschland aufspringt. Schon im Herbst könnte Berlins Entscheidung für Nutri-Score fallen. Auch der weltgrösste Nahrungsmittelhersteller Nestlé sendet positive Signale. Kaum denkbar, dass Migros und Coop im Abseits stehen wollen. (kes)