Konsumentenmagazin zeigt Joghurt-Bschiss
Wo Früchte draufstehen, sind nicht immer genügend Früchte drin

Bei der Herstellung von Früchtejoghurts wird geschummelt bis zur Schmerzgrenze. Bei einem Test, den der «Kassensturz» gestern ausstrahlte, wiesen Schweizer Joghurts nur etwa die Hälfte der angegegeben Fruchtmenge aus.
Publiziert: 19.09.2012 um 14:31 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:28 Uhr
Zehn Aprikosen-Joghurts im Früchte-Test.
Foto: Screenshot SF/Kassensturz
Von Karin Müller

Aprikosenjoghurts ohne Aprikose? «A bon Entendeur», die Westschweizer Variante von «Kassensturz», hat zehn verschiedene Aprikosenjoghurts von Schweizer Herstellern getestet. Die Analyse eines Labors zeigt: Der Fruchtanteil in den getesteten Joghurts beträgt nur etwa 50 Prozent der angegebenen Menge!

Gewinner sind Yoplait und Biojoghurt von Migros

Das Joghurt, das noch am meisten Fruchstücke enthält, ist «Yoplait »gekauft bei Coop. Es enthält 5,9 Prozent Fruchtstückli. Das zweitplazierte ist das «Biojoghurt» von Migros mit einem Testergebnis von 4,1 Prozent Früchten. Aber auch diese Wert sind bescheiden: Auf dem Becher deklariert die Migros einen Aprikosenanteil von 7,9 Prozent.

Noch schlechter abgeschnitten beim Test hat das Toni-Joghurt mit 2,9 Prozent Fruchtstückchen. Auf der Etikette steht aber: 8 Prozent Aprikosen und 2 Prozent Aprikosen-Püree.

Nur 0,4 Prozent Früchte bei Coop

Mit Abstand am wenigsten Aprikosen-Stückli fand das Labor im «Qualité & Prix» von Coop, gerade mal 0,4 Prozent. Auch das Bio Naturaplan-Joghurt von Coop schnitt etwas weniger gut ab.

Coop schreibt dazu: «Der Fruchtanteil in einem Jogurt bemisst sich nicht nur an den ausgewaschenen festen Fruchtstücken, sondern auch am Fruchtpüree und weiteren Fruchtbestandteilen. Diese entstehen, weil ein Teil der Fruchtstücke während des Kochprozesses bei der Herstellung des Fruchtgrundstoffes in Fasern und Püree zerfällt.»

«Fall für den Lebensmittelinspektor»

Sara Stalder vom Konsumentenschutz kritisiert: «Täuschend für den Konsumenten ist tatsächlich, wenn auf dem Etikett eine grosse Frucht prangt und sich der Inhalt lediglich noch als kleiner Prozentanteil Püree präsentiert. Dies wäre ein klarer Fall für die Lebensmittelinspektoren, denn das Bild darf nicht falsche Tatsachen vorgaukeln.»

Der Lebensmittelinspektor ist zuständig, dass das Gesetz eingehalten wird, welches Täuschungen bei Lebensmitteln untersagt , erklärt Stalder weiter. «Das wird jedoch zu wenig geprüft. Deshalb fordert der Konsumentenschutz, dass dafür mehr Personal zur Verfügung gestellt wird.»

Emmi und Nestlé reagieren auf Resultate

Die Produzentin der Toni-Joghurts, die Emmi AG und alle andern Hersteller betonen, ihre Deklarationen seien korrekt. In welcher Form sie den Fruchtanteil zusetzen müssen, sei gesetzlich nicht vorgeschrieben.

Dennoch reagierten sie nun auf das Ergebnis. Emmi Schweiz erklärte gegenüber dem Kassensturz: «Konsumentenbefragungen haben gezeigt, dass die meisten Leute Fruchtstücke in Joghurts mögen. Deshalb haben wir vor einigen Wochen ein Projekt lanciert, das zum Ziel hat, die Beständigkeit der Fruchtstücke im Fruchtgrundstoff zu verbessern.»

Und Nestlé schreibt: «Auf der neuen Verpackung dieses Joghurts werden wir die Angaben präzisieren: Aprikosen 9 Prozent (Fruchtstücke und Püree aus Konzentrat.)»

Hier gehts zu allen Resultaten des Joghurt-Tests im «Kassensturz».

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