Ab heute gilts ernst! Denn jetzt dürfen selbst Lenker ans Steuer eines Autos mit Schaltgetriebe, die das noch nie gemacht haben – weil sie die Fahrprüfung auf einem Fahrzeug mit Automat absolviert haben. Mit dieser neuen Regelung hat sich der Bundesrat den Zorn der Fahrlehrer auf sich gezogen (BLICK berichtete). «Das wird Tote geben», sagt etwa Rolf Portmann (66), Jurist und Präsident der Interessengemeinschaft der Anbieter der Wiederholungskurse (IG WAB).
Am 14. Dezember 2018 wurde die Änderung – die sogenannte Abschaffung des Automateneintrages – kommuniziert. BLICK hat sich am Tag der Einführung bei Fahrlehrern umgehört. «Die Nachfrage nach Fahrstunden auf geschalteten Autos ist noch nicht zurückgegangen», sagt Daniel Menzi, Geschäftsführer des Schweizerischen Fahrlehrerverbandes SFV zu BLICK. «Mit einem Einbruch rechne ich erst im Laufe des Jahres.»
Man braucht weniger Fahrstunden
Anders sieht es im Kanton Aargau aus. «10 bis 15 Prozent weniger Fahrschüler melden sich für Stunden mit einem geschalteten Auto an», sagt Roger Wintsch, Präsident des Aargauer Fahrlehrer Verbandes. Er rechnet damit, dass die Zahl noch weiter steigen wird. Der Grund: «Auf dem Automaten zu lernen ist günstiger, weil man weniger Fahrstunden braucht. Dieser Trumpf wird stechen.»
Im Kanton Zürich sind laut Willi Wismer im Moment «nur ganz wenige Schüler bereit, auf ein automatisiertes Getriebe umzusteigen». Aber auch der Präsident des Zürcher Fahrlehrer-Verbandes geht davon aus geht davon aus, dass sich das gegen Ende Jahr ändern wird.
Schnellbleiche für Automaten-Fahrer
Die Branche arbeitet derzeit eine Art Schnellbleiche für Lenker aus, die bisher nur Automaten gefahren sind, ab sofort aber auch geschaltete Autos lenken wollen. Daniel Menzi bestätigt: «Ja, solche Angebote werden jetzt entwickelt.»
Roger Wintschi glaubt aber nicht, dass diese Kurse gross nachgefragt werden. «Laien glauben, dass man das Schalten auch bei der Schwester oder einem Kollegen lernen kann.» Wintschi hält das für gefährlich. Den Schleifpunkt zu finden oder am Berg anzufahren treibt Fahrern, die bisher nur mit einem Automaten unterwegs waren, schnell mal Schweissperlen auf die Stirn.
400 zusätzliche Unfälle pro Jahr
Für Wintschi steht fest: «Es ist wahrscheinlich, dass es ungeübte Autofahrer geben wird, die bei einer Notbremse zuerst die Kupplung drücken.» Das kann fatale Folgen haben. «Wenn er deshalb auch nur eine halbe Sekunde später auf die Bremse steht, dann steht das Auto 7,5 Meter später still.»
Für den Präsidenten des Aargauer Fahrlehrer-Verbandes ist klar, dass es wegen der neuen Regelung mehr Unfälle geben wird. «Die Frage ist nur, wie viele das sein werden», sagt er. Nach seinen Berechnungen geht er von 400 zusätzlichen Unfällen aus. Das wäre dann mehr als ein Unfall mehr pro Tag als bisher.
BLICK People-Journalistin Flavia Schlittler hat nach über 20 Jahren wieder einmal versucht, mit Gangschaltung zu fahren. Den Selbsttest sehen Sie hier.