Paukenschlag beim grössten Nahrungsmittelkonzern der Welt: Nestlé-Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke (71) tritt früher als geplant zurück. Der Druck auf den 71-jährigen Bulcke wurde nach dem zweiten Abgang eines Nestlé-CEOs innert eines Jahres offenbar zu gross. Jetzt räumt der belgisch-schweizerische Doppelbürger sein Büro.
Ab 1. Oktober übernimmt der designierte Nachfolger, der Spanier Pablo Isla (58) den Vorsitz des Verwaltungsrats. Isla, langjähriger Chef und Verwaltungsratspräsident des Modekonzerns Inditex (Zara), gilt als international erfahrene Führungskraft mit strategischem Weitblick. Der derzeitige Nestlé-Vizepräsident Isla hätte eigentlich erst an der Generalversammlung am 16. April 2026 zum neuen Präsidenten gewählt werden sollen.
Bulcke stand seit 2017 an der Spitze des Verwaltungsrats und prägte Nestlé zuvor während acht Jahren als CEO. «Ich habe volles Vertrauen in die neue Führung. Für mich ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um den Übergang zu beschleunigen», erklärte er. Er wolle Platz machen, damit Isla und der neue CEO Philipp Navratil (48) die Strategie mit neuen Impulsen weiterentwickeln können.
Vor zwei Wochen musste der CEO gehen
Erst vor zwei Wochen hat Nestlé seinen CEO Laurent Freixe entlassen. Ihm wurde eine Liebesbeziehung zu einer Untergebenen zum Verhängnis. Nach nur einem Jahr an der Spitze beim grössten Lebensmittelkonzern der Welt muss das Nestlé-Urgestein – er arbeitete seit 1986 für das Unternehmen – gehen. Aktionäre warfen Bulcke danach mangelndes Fingerspitzengefühl bei den Personalentscheiden vor.
Eine interne Untersuchung mit der Unterstützung einer unabhängigen externen Rechtsberatung brachte eine «nicht offengelegte romantische Beziehung mit einer ihm direkt unterstellten Mitarbeiterin» ans Licht. Ein klarer Verstoss gegen den Code of Business Conduct des Konzerns.
Der Verwaltungsrat würdigte Bulckes Rolle als Architekt wichtiger Weichenstellungen und ernannte ihn zum Ehrenpräsidenten. Isla bedankte sich für Bulckes «weise Voraussicht und unermüdlichen Einsatz».