Als die zwei Kinderärzte Ursula Laasner (41) und Daniel Garcia (55) begannen, Pläne für eine eigene Kinderarztpraxis zu schmieden, konnten sie nicht wissen, was alles auf sie zukommen würde. Es war November 2019 und Corona noch weit weg. Doch als im Frühling 2020 aus der Idee ein konkretes Vorhaben wurde, hatte die Pandemie das Land bereits ein erstes Mal lahmgelegt.
Laasner und Garcia liessen sich davon nicht abschrecken. Sie unterschrieben im August die Mietverträge für einen grossen Gewerberaum in Neuhegi in Winterthur ZH. Aus dem Raum, der sich noch im Rohbau befand, sollte bald die Kinderarztpraxis Neuhegi werden.
Auf 300 Quadratmetern entstehen derzeit fünf Behandlungszimmer und ein Notfallzimmer. «Von Anfang an waren wir wegen Corona mit Schwierigkeiten konfrontiert», sagt Laasner. «Es fing bereits bei der Aushandlung des Mietvertrags an, die dadurch erschwert wurde, dass wir uns mit den Maklern nicht physisch treffen konnten», so die Ärztin.
Vieles nicht mehr lieferbar
Doch das war erst der Anfang. Inzwischen kämpfen die Ärzte mit Lieferanten von medizinischen und elektronischen Geräten sowie Pharmaprodukten genauso wie mit grossen Möbelhäusern.
Das Problem: Viele Produkte, die sie für ihre Praxis brauchen, stammen aus China. Corona hat die Lieferketten von China nach Europa massiv erschwert. Die Frachtschiffe sind komplett voll, leere Container kaum noch verfügbar.
«Schwierig ist insbesondere, dass die Lieferfristen sehr unberechenbar sind», sagt die Kinderärztin zu BLICK. «Der Status von Artikeln kann von ‹problemlos lieferbar› praktisch über Nacht auf ‹nicht mehr lieferbar› wechseln.» Das mache es fast unmöglich, die Inneneinrichtung der Praxis zu planen. «Sobald wir uns für eine Möblierung entschieden haben, sind die ersten Artikel bereits nicht mehr zeitgerecht oder überhaupt nicht mehr lieferbar.»
Von medizinischen Geräten bis Büromaterial
«Gewisse Materialien werden wahrscheinlich nicht zur Eröffnung da sein», sagt Laasner. Insbesondere im Bereich Büromaterial sei es im Moment extrem schwierig.
Die Preise für Seefracht aus China haben sich in den letzten sechs Monaten verzehnfacht. Die Schiffe sind voll, leere Container kaum noch verfügbar. Das hat Auswirkungen für Schweizer Konsumenten: Sie müssen mit Lieferverzögerungen und steigenden Preisen rechnen. Betroffen sind alle Erzeugnisse, die in China hergestellt werden oder deren Rohstoffe aus Asien stammen. Dazu gehören unter anderen elektronische Produkte, Spielwaren, Möbel, Textilien und Medikamente.
Was ist passiert? Die Corona-Pandemie hat in der Seefracht hohe Wellen geschlagen. Während des Lockdowns wurden die Frachtschiffe in den Häfen von China stillgelegt. Fabriken waren geschlossen, das Transportvolumen brach ein. Dann kam der grosse Aufholeffekt: Die Leute konsumierten wieder – mehr als zuvor. Die Nachfrage ist derzeit so gross, dass der Platz auf den Schiffen knapp wird.
Diese Verknappung führt zu horrenden Preisanstiegen. Laut Spedlogswiss, dem Verband schweizerischer Speditions- und Logistikunternehmen, hat sich der Preis für einen Container aus Asien in den letzten sechs Monaten verzehnfacht: Bezahlten Schweizer Firmen vor einem halben Jahr noch 1500 Franken pro Container, sind es heute 15'000 Franken. Dorothea Vollenweider
Die Preise für Seefracht aus China haben sich in den letzten sechs Monaten verzehnfacht. Die Schiffe sind voll, leere Container kaum noch verfügbar. Das hat Auswirkungen für Schweizer Konsumenten: Sie müssen mit Lieferverzögerungen und steigenden Preisen rechnen. Betroffen sind alle Erzeugnisse, die in China hergestellt werden oder deren Rohstoffe aus Asien stammen. Dazu gehören unter anderen elektronische Produkte, Spielwaren, Möbel, Textilien und Medikamente.
Was ist passiert? Die Corona-Pandemie hat in der Seefracht hohe Wellen geschlagen. Während des Lockdowns wurden die Frachtschiffe in den Häfen von China stillgelegt. Fabriken waren geschlossen, das Transportvolumen brach ein. Dann kam der grosse Aufholeffekt: Die Leute konsumierten wieder – mehr als zuvor. Die Nachfrage ist derzeit so gross, dass der Platz auf den Schiffen knapp wird.
Diese Verknappung führt zu horrenden Preisanstiegen. Laut Spedlogswiss, dem Verband schweizerischer Speditions- und Logistikunternehmen, hat sich der Preis für einen Container aus Asien in den letzten sechs Monaten verzehnfacht: Bezahlten Schweizer Firmen vor einem halben Jahr noch 1500 Franken pro Container, sind es heute 15'000 Franken. Dorothea Vollenweider
Alle nötigen Schutzartikel im Zusammenhang mit der Pandemie haben die zwei Ärzte zum Glück bereits letzten Sommer bestellt. Hygienemasken und Desinfektionsmittel lagern seit Oktober 2020 in ihren Privaträumen.
Neben den Kinderärzten Laasner und Garcia werden drei medizinische Praxisassistentinnen im Teilzeitpensum in der Praxis starten. Ab Herbst soll eine weitere Ärztin zum Team stossen. Mittel- und langfristig seien weitere Anstellungen von Praxisassistentinnen und Ärztinnen geplant. Sobald die Arbeitsverträge in Kraft treten, betragen die Fixkosten rund 25'000 Franken pro Monat. Es sei deshalb essenziell, dass die Praxis pünktlich eröffnen könne.
Trotz Widrigkeiten im Zeitplan
Laasner und Garcia sind froh, ein hervorragendes Team für den Innenausbau beschäftigt zu haben. Sowohl das Architektenteam als auch die Bauleitung hätten bisher alle Hindernisse durch einen zusätzlichen Arbeitseinsatz aufgefangen.
«Ohne sie wären wir wahrscheinlich schon lange nicht mehr im Zeitplan», so Laasner. Sie rechnet damit, dass die Praxis allen Widrigkeiten zum Trotz planmässig in der zweiten Märzhälfte 2021 eröffnen kann. «Auch wenn die Gefahr besteht, dass wir dann ohne Bürostühle starten müssen», sagt die Ärztin schmunzelnd.