Keine Pausen – 50-Stunden-Woche
Coop verstösst gegen das Arbeitsgesetz

Der Detailhändler Coop steht in der Kritik: Vorgesetzte zwangen ihre Angestellten zu massiven Überstunden und strichen ihnen die Pausen. Laut Rechtsexperte ein Verstoss gegen das Gesetz.
Publiziert: 11.02.2014 um 19:15 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 04:21 Uhr

Gestrichene Pausen, manipulierte Arbeitspläne und übergangene Ruhezeiten: Angestellte von Coop leiden unter miserablen Arbeitsbedingungen. Das zeigen Recherchen von «Kassensturz».

Mehrere Mitarbeiter haben gegenüber der SRF-Konsumsendung ausgepackt. So erzählt ein Coop-Metzger, wöchentlich über 50 Stunden arbeiten zu müssen. Sein Chef begründet die verordneten Überstunden mit den «Minusstunden», die er in umsatzschwachen Zeiten angesammelt und in umsatzstarken Phasen aufholen müsse. «Ich hatte nur am Sonntag frei, die Freitage haben sie mir gestrichen und die Pausen auch», sagt der Mann.

Während die Angestellten mit Schwankungen zu kämpfen haben, profitiert Coop. Das Personal kann so gezielt dann eingesetzt werden, wenn der Bedarf gedeckt ist. Ist nichts los, müssen die Angestellten zu Hause bleiben.

Gesamtarbeitsvertrag nicht eingehalten

Dabei entscheiden die Vorgesetzten offenbar sehr kurzfristig. Von heute auf morgen ändern sie die Dienstpläne, ohne das Personal entsprechend zu informieren. «Damit verstösst Coop gegen das Arbeitsgesetz». sagt Rechtsexperte Roger Rudolph gegenüber «Kassensturz». Arbeitseinsätze müssten zwei Wochen im Voraus bekannt gegeben werden und dürften nur ausnahmsweise geändert werden.

Ebenfalls ein Verstoss gegen das Arbeitsgesetz bildet die Streichung von Pausen. Bei Coop nach Angaben von Mitarbeitern keine Seltenheit. Verkäuferinnen erzählen im «Kassensturz», regelmässig von sechs bis zwölf Uhr hinter der Theke zu stehen. Ohne Pause. Diese würden ihnen jedoch trotzdem von der Arbeitszeit abgezogen. Und auch die Manipulation von Arbeitsplänen gehöre zum Alltag.

Weiter hält der Detailhändler den eigenen Gesamtarbeitsvertrag nicht ein. Demnach dürfen Mitarbeiter maximal 41 Stunden pro Woche arbeiten. Auch wenn Minusstunden aufgeholt werden müssen: Überstunden liegen laut Rudolph trotzdem nicht drin.

Vorgesetzter wurde verwarnt

Im «Kassensturz» nimmt Coop Stellung zu den Vorwürfen. Die oberste Personalchefin Nadia Gembler gibt zu, dass «grobe Fehler» gemacht worden seien. Der Vorgesetzte des Metzgers sei verwarnt worden. Gembler betont jedoch, dass der «allergrösste Teil der Coop-Filialleiter gesetzeskonform mit dem Personal umgehen».

Die Gewerkschaft Syna zweifelt an dieser Aussage. Regelmässige Umfragen zeigten, dass die Zufriedenheit der Coop-Mitarbeiter «auffällig gesunken» sei, sagt Carlo Mathieu, Branchenleiter Detailhandel.

«Die Ursache sehen wir darin, dass immer weniger Personal mehr leisten muss und dass Coop die Ladenöffnungszeiten immer mehr erweitert.» Die Vorgesetzten seien nicht mehr in der Lage, das Personal richtig zu planen.

Coop will darauf reagieren. «Wir werden die Filialleiter zukünftig besser schulen und kontrollieren, denn uns ist wichtig, dass ausnahmslos alle das Arbeitsgesetz und den Gesamtarbeitsvertrag einhalten.» Interne Untersuchungen der letzten Tage hätten gezeigt, dass nur ein Prozent der Angestellten betroffen seien. In absoluten Zahlen heisst dies jedoch: Mehrere Hundert Angestellte sind betroffen. (lha)

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