Für die SBB lohnt es sich nicht, ihre Schienen zum Schutz vor Hitze mit weisser Farbe zu bemalen. Das sagte ein Sprecher am Montag dem Schweizer Radio SRF. Vergangenes Jahr hatten die SBB Tests durchgeführt. SBB-Vertreter sprachen seinerzeit von einem Erfolg.
Jetzt die Kehrtwende: In der Sendung «Heute Morgen» von SRF sagte ein SBB-Sprecher über den Pilotversuch: «Wir konnten berechnen, dass das weiss Anstreichen keine signifikante Wirkung hat.»
Kleinere Bahnunternehmen kommen zum gegenteiligen Schluss. Gilbert Zimmermann von der RhB etwa sagte, dass es erwiesen sei, dass sich nach Südwesten ausgerichtete Schienen dank weisser Bemalung am Nachmittag um fünf bis sieben Grad weniger erwärmten als Schienen ohne Anstrich. Auch die Appenzeller Bahnen setzen deshalb auf den weissen Anstrich.
Kühlung mit Wasser
Von der Hitze verformte Gleise waren im heissen Sommer 2019 immer wieder ein Thema. Jährlich würden bei den SBB 5 bis 15 solcher Verwerfungen registriert und repariert, hiess es damals beim grössten Schweizer Bahnunternehmen.
Grundsätzlich sind die SBB-Gleise so dimensioniert, dass sie sowohl bei Hitze wie bei Kälte einwandfrei funktionieren. Abweichungen wegen extremen Temperaturen nach oben oder nach unten können aber Störungen auslösen. Bei grosser Hitze werden die Schienen bis 70 Grad heiss. Dabei dehnt sich das lückenlos verschweisste Gleis aus.
In den Kurven entstehen dabei Querkräfte, die zu einer Verformung der Gleise führen. Diese bezeichnet man als Gleisverwerfung. Bei Bedarf werden die Schienen der SBB an heissen Tagen mit Wasser gekühlt, wie es im Sommer 2019 hiess. Dieses wird aus einem Tankwagen auf die Gleise gesprüht. Wo und wann gekühlt wird, werde jeweils auf Grund von Lagebeurteilungen situativ entschieden. (SDA/ise)