Karrierekiller Kind – Reederei-Chef René Mägli beweist, dass es auch anders geht
«Ich gratuliere jeder Frau zur Schwangerschaft»

Bei Reederei-Chef René Mägli sind 97 Prozent der Mitarbeitenden weiblich. Frauen seien einfach besser für das Geschäft, auch wenn sie Kinder gebären und dann Teilzeit zurückkämen, findet er.
Publiziert: 14.02.2019 um 23:03 Uhr
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Aktualisiert: 15.02.2019 um 11:03 Uhr
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René Mägli ist seit 38 Jahren Chef der Reederei MSC in Basel.
Foto: Sabina Bobst
Claudia Gnehm

Den 110 Mitarbeiterinnen von Reederei-Chef René Mägli (69) ergeht es anders als vielen Frauen in der Schweiz, die ihren Job mit einer Schwangerschaft aufs Spiel setzen. «Sobald sie wissen, dass sie schwanger sind, kommen sie zu mir, und ich gratuliere ihnen», sagt der Chef von MSC Schweiz in Basel. Es ist eine Gratulation ohne böse Hintergedanken. Denn Mägli sieht kein Problem darin, dass die Frau vorübergehend ausfällt und später aus dem Mutterschaftsurlaub zurückkommen will.

Der Frauenanteil in seinem Unternehmen liegt bei 97 Prozent. Eigentlich ist die Reederei – MSC International ist die zweitgrösste Reederei der Welt – eine Männerdomäne. Aber Mägli stellt lieber Frauen statt Männer ein, auch solche im gebärfähigen Alter. «Ich bevorzuge die Fähigkeiten der Frauen gegenüber denjenigen der Männer, weil Frauen kostenbewusst und gut im Prioritätensetzen sind», erklärt er. Als Mütter und Haushaltschefinnen seien solche Herausforderungen nichts Neues für sie.

Keine Machtkämpfe wie bei Männern

Zudem seien weibliche Angestellte teamfähig. «Sie führen keine Machtkämpfe, und ihnen sind Lohn und Prestige nicht so wichtig wie den Männern.» Nur fünf Männer arbeiten im Betrieb, und zwar nicht in Führungspositionen, betont Mägli. Führungspositionen haben bei ihm Frauen inne.

Mägli will es den werdenden Müttern möglichst einfach machen. «Jede Frau kann nach dem Mutterschaftsurlaub zurückkommen, zu dem Prozentsatz, den sie will», erklärt er.

Auch Heimarbeit liege drin. Denn mit der heutigen Informatik habe jede Firma Arbeit, die sich von zu Hause aus erledigen lasse. Für die Rückkehr in eine leitende Position müssten sie mindestens 50 Prozent arbeiten. Viele Frauen kämen zurück, sagt Mägli und ergänzt: «Wir hatten fruchtbare Jahre.»

Kranke Kinder sind kein Weltuntergang

Je älter die Kinder seien, desto mehr stockten die Mütter ihre Pensen auf. «Mit der Rückkehr kommen auch die Investitionen zurück, die wir in sie gemacht haben», fügt er hinzu. Wenn Arbeitgeber sich gegen Rückkehrerinnen sträubten, hätten sie womöglich noch gar keine Erfahrungen mit ihnen gemacht.

Auch seine Mitarbeiterinnen kämen manchmal wegen kranker Kinder nicht zur Arbeit. Diese Woche habe die Grippewelle auch in Basel gewütet. Zwei Mitarbeiterinnen in führenden Rollen hätten zu Hause bei den Kindern bleiben müssen. Sie hätten, wann immer möglich, online gearbeitet.

Hand aufs Herz: Sind Frauen wirklich so produktiv? «Wenn sie nicht produktiv wären, dann wäre ich nicht so begeistert und ein schlechter Geschäftsmann dazu», sagt Mägli. Er muss es wissen, schliesslich ist er bereits seit 38 Jahren Direktor von MSC Schweiz. «Frauen sind einfach besser.»

Auch bei DER Touristik regieren die Frauen

«Wenn unsere Stellenprofile nicht den Bedürfnissen von Schwangeren und Müttern entsprächen, würden wir den Fortbestand unseres Unternehmens gefährden», sagt Markus Flick von DER Touristik Suisse. Beim Reiseveranstalter, bekannt für die Marke Kuoni, sind 80 Prozent der 1000 Mitarbeitenden weiblich.

Ebenfalls sei es eine gesellschaftspolitische Verantwortung, sich für Frauen mit Familie einzusetzen. Die Kolleginnen seien nach der Geburt wieder an ihrer Arbeitsstelle willkommen, führt Frick aus. Zahlreiche Mitarbeiterinnen mit Führungsaufgaben hätten ein Teilzeitpensum.

«Wenn unsere Stellenprofile nicht den Bedürfnissen von Schwangeren und Müttern entsprächen, würden wir den Fortbestand unseres Unternehmens gefährden», sagt Markus Flick von DER Touristik Suisse. Beim Reiseveranstalter, bekannt für die Marke Kuoni, sind 80 Prozent der 1000 Mitarbeitenden weiblich.

Ebenfalls sei es eine gesellschaftspolitische Verantwortung, sich für Frauen mit Familie einzusetzen. Die Kolleginnen seien nach der Geburt wieder an ihrer Arbeitsstelle willkommen, führt Frick aus. Zahlreiche Mitarbeiterinnen mit Führungsaufgaben hätten ein Teilzeitpensum.

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