Karl Albrecht (†94) war reichster Deutscher
Aldi-Gründer bewunderte Migros-Dutti

So geheimnisvoll wie das Leben von Karl Albrecht (†94) war, so geheimnisvoll ist sein erstes Gespräch mit einem Journalisten.
Publiziert: 22.07.2014 um 15:31 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 23:33 Uhr
Von Urs Helbling

Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ) landete heute einen Scoop. Noch nie war es einem Medium gelungen, vom Aldi-Gründer Karl Albrecht empfangen zu werden. Am Tag nach Bekanntgabe seines Todes publizierte die «FAZ»  ein Porträt, das den reichsten Mann Deutschlands in einem neuen Licht erscheinen lässt.

Ein Pionier, der wenig hielt von Vorbildern. Aber  ein Schweizer war für ihn so faszinierend, dass er ihn besuchte und die «FAZ» jetzt nach dem Gespräch mit Karl Albrecht schreiben konnte: «Einmal hat er Gottlieb Duttweiler getroffen, den legendären Gründer der Schweizer Migros-Kette. Dessen Lebenswerk hatte ihn beeindruckt. Doch viel mehr Orientierung suchte er nicht unter den Grossen dieser Welt.»

So war sein Leben

Seine Jugend Seine Eltern führten einen Lebensmittelladen in einem Bergarbeiterquartier von Essen. «Schon mit 14 lernte er Schulden eintreiben, schickte ihn die Mutter zum Geldsammeln zu den Familien, die ihre angeschriebenen Beträge nicht zahlen  wollten», schreibt die «FAZ».

Sein Bruder Mit Theo (2010 im Alter von 88 Jahren verstorben) gründete er nach dem Zweiten Weltkrieg die spätere Discount-Kette. «Die Marke Aldi wurde geschaffen – kurz für Albrecht-Discount – ‹eine Erfindung meines Bruders›, wie er neidlos eingesteht», so die «FAZ». Die beiden Brüder waren sehr verschieden. Deshalb kam es 1961 zur Trennung. Theo übernahm Aldi Nord, Karl Aldi Süd (besitzt Aldi Schweiz). Die zwei Albrechts blieben sich aber nahe. Sie trafen sich jeden Sonntag beim Kirchgang.

Seine Militärkarriere Nach  wenigen Monaten an der Front wurde er vor Moskau schwer verwundet. Mit Glück schaffte er in einem wochenlangen Fussmarsch die Rückkehr nach Hause.

Sein Alltag Bereits Mitte dreissig ging Karl Albrecht nur noch vormittags ins Büro. Nachmittags arbeitete er zu Hause und liess sich von seiner Familie (zwei Kinder) inspirieren. Er war 67 Jahre lang verheiratet. Seine Frau Maria starb 2013. Karl Albrecht hatte sie, so es seine Kräfte zuliessen, zu Hause gepflegt.

Sein Lifestyle Die Albrechts lebten extrem bescheiden. Für Karl war die Entführung seines Bruders Theo im Jahr 1971 ein Schlüsselerlebnis. Der «FAZ» sagte er: «Von da an beschloss ich, meinen Reichtum ein wenig genussbringender einzusetzen.» Er schwamm täglich und spielte sehr viel Golf.

Sein Ausgehverhalten Albrecht mied jede Art von Gesellschaft. Suspekt waren ihm auch die Politiker. Der Milliardär hat nie einen Kanzler oder eine Kanzlerin getroffen. Und das Bundesverdienstkreuz lehnte er konsequenterweise ab.

Seine Grosszügigkeit Gegen den Willen seiner Manager setzte Karl Albrecht in den frühen Siebzigerjahren durch, dass die Aldi-Angestellten 30 Prozent mehr verdienten («Gut bezahlte Mitarbeiter leisten mehr»). Selbst am Sterbebett bewegte ihn die Lohnfrage noch. Laut «FAZ» gab er seinen Nachfahren auf: «Bezahlt unsere Leute gut, sie leisten viel.» Teile seines Vermögens hatte er 1972 in eine Familienstiftung überführt.

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