Mit allem hat Johanna Sander* (43) gerechnet. Nur nicht damit. Ein Dienstleister bot ihr an, Waren gegen eine Gebühr von 17.90 Franken in Deutschland zu bestellen. Am Ende zahlte sie mehr als die Hälfte des Einkaufspreises – nur für die Versandgebühren.
«Nie wieder!», sagt sie zu BLICK. «Ich wollte Milchpulver für meinen Sohn bestellen. Am Ende habe ich so viele Gebühren bezahlt, dass der Einkauf in der Schweiz sogar billiger gewesen wäre.»
Waren aus Deutschland in die Schweiz
Weil Sander in Luzern lebt, darf sie derzeit nicht in Deutschland einkaufen. Bewohner des Kantons gehören nicht zu den Grenzregionen, denen durch eine Sonderregelung der Einkauf erlaubt ist.
Da kam ihr der Dienstleister MeinEinkauf.ch gerade recht: Das Unternehmen bietet Kunden aus der Schweiz an, Waren aus Deutschland gegen einen Aufpreis «ab 17.90 Franken – Porto, Zoll und Abgaben inklusive» weiterzuleiten.
Und so funktionierts: Der Kunde bestellt beim Onlinehändler in Deutschland die Waren. Dabei gibt er die Post-Adresse von MeinEinkauf.ch in Konstanz an. Der Dienstleister leitet das Paket dann an den Kunden in der Schweiz weiter.
Ganz so einfach ist es aber wohl doch nicht
Aber: Es gilt einige Dinge beim Einkauf zu beachten. Sonst explodieren die Kosten. So wie bei Sander. «Die Kundin hat wohl ein Paket mit vielen kleinen Artikeln bestellt», so der Gründer von MeinEinkauf.ch, Jan Bomholt (47). «Pro Artikel stellen wir eine Zoll-Deklaration für den deutschen und den Schweizer Zoll auf. Und dafür erheben wir eine Gebühr.»
Das Ergebnis: viele kleine Artikel, viele Deklarationen, mehr Gebühren. So zahlte Sander am Ende nicht nur 79,90 Euro (86 Franken) für die Bestellung beim Drogeriemarkt DM, sondern auch noch 55.45 Franken an Gebühren. «Hätte ich das gewusst, hätte ich dort nie eingekauft.»
Eine weitere Enttäuschung: Ihr Paket enthielt Milchpulver. Auf der Website des Anbieters steht aber, dass bestimmte Produkte wie Lebensmittel nicht über die Plattform bestellt werden dürfen. Die Mitarbeiter von MeinEinkauf.ch nahmen das Produkt also raus. Das Milchpulver blieb in Konstanz.
Die Richtlinien vorher gut durchlesen
«Normalerweise informieren sich die Kunden vorher genau, was geht und was nicht geht», so Bomholt, der nach eigenen Angaben 300’000 Kunden zählt und täglich bis zu 3000 Pakete weiterversendet.
Der Konsumentenschutz mahnt. «Wichtig ist, dass Gebühren bei den Dienstleistern klar und verständlich aufgelistet sind», sagt Geschäftsleiterin Sara Stalder (54) zu BLICK. Im Zusammenhang mit MeinEinkauf.ch gingen bei der Stiftung in den letzten Monaten zwölf Rückmeldungen wegen willkürlicher Gebühren ein.
* Name geändert