Blick: Herr Wörter, Ihre Untersuchung zeigt, dass die Digitalisierung noch keine Jobs vernichtet hat. Sind Sie überrascht?
Martin Wörter: Ja schon. Vor allem vor dem Hintergrund der vielen kritischen Medienberichten.
Die Medien stützen sich auf Studien. Jene der Universität Oxford etwa besagt, dass bis 2030 in den USA bis zu 47 Prozent aller Arbeitsplätze wegfallen könnten. Sind solche Prognosen falsch?
Das kann ich nicht sagen. In diesen Studien geht es um Zukunftsszenarien. Ein solches würde ich aufgrund unserer Untersuchung nicht anzweifeln. Wenn schon, müsste man eine Gegenprognose aufstellen. Das wollten wir aber nicht. Wir zeigen lediglich die gegenwärtige Situation in der Schweiz auf. Gemäss dieser hat die Digitalisierung zu geringen Veränderungen geführt.
Künftig bringt sie aber stärkere Veränderungen?
Wir wollen ja gerade keine Prognose abgeben. Nur weil wir sehen, dass es aufgrund der Digitalisierung bisher nicht zum grossen Jobbabau gekommen ist, heisst das nicht, dass das so bleibt.
Wie blicken Sie in die Zukunft?
Ich bin grundsätzlich optimistisch. Die Wirtschaft weiss, mit Veränderungen umzugehen und sich stets an neue Bedingungen anzupassen. Unsere Studie zeigt beispielsweise auch, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit von mehr als einem Drittel der Schweizer Firmen verbessert hat – aufgrund der Einführung von Digitalisierungstechnologien.
Was raten Sie den Jungen für ihre Berufswahl?
Bildung wird wichtiger aufgrund der Digitalisierung. Unsere Studie zeigt, dass Hochschulabgänger stärker gefragt sind. Aber auch die Berufslehre bietet eine gute Grundlage. Gerade bei kleineren Unternehmen sehen wir eine stärkere Nachfrage nach ausgebildetem Personal. Weniger gefragt sind hingegen an- oder ungelernte Personen.
Die Technologie kann aber gerade auch ihnen helfen, wieder komplexere Aufgaben zu übernehmen. Etwa Augmented-Reality-Brillen.
Bei einem kleineren Anteil stieg auch die Nachfrage nach an- und ungelerntem Personal. Zu Augmented-Reality-Brillen haben wir die Unternehmen aber noch nicht im Detail befragt. Wir sehen aber, dass die Verbreitung einiger Technologien in den letzten Jahren stark zugenommen hat.
Welche?
Etwa Social Media. Vor 2013 nutzten nur 15 Prozent der Unternehmen solche Plattformen für unternehmensexterne Kontakte. Allein zwischen 2013 und 2015 kamen weitere 30 Prozent dazu – eine Verdreifachung innert drei Jahren. Ebenfalls beachtlich ist die Zunahme von 3-D-Druckern. Vor 2013 nutzten nur zwei Prozent diese Technologie. Zwischen 2013 und 2015 kamen drei Prozent dazu.