Die Freude der Prämienzahler währt nicht lange. Zwar wurde im Herbst bekannt, dass die Krankenkassenprämien 2020 im Schnitt nur 0,2 Prozent steigen – nachdem sie seit 1996 jährlich 3,8 Prozent zulegten. Doch jetzt ist klar: Weil die Gesundheitsausgaben bereits dieses Jahr und die nächsten Jahre deutlich zulegen, werden auch die Versicherten künftig wieder stärker zu Kasse gebeten.
Erhöhten sich die Gesundheitsausgaben letztes Jahr noch um 2,7 Prozent, sind es dieses Jahr 3,6 Prozent, wie die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH heute in ihrer Prognose schreibt. Für die Jahre 2020 und 2021 geht die von Comparis finanzierte Prognose von plus 3,3, respektive 3,6 Prozent aus. Der erwartete Kostenschub erklärt sich unter anderem mit der Zunahme der Anzahl pflegebedürftiger Menschen.
Nur USA haben noch höhere Ausgabenquote
Pikant: Laut Comparis-Krankenkassen-Experte Felix Schneuwly (59) enthält die Prognose die Kosten von neuen, teuren Gentherapien wie Kymriah von Novartis noch gar nicht. «Die KOF-Prognose berücksichtigt nur Mehrkosten, die bereits beschlossen sind», sagt Schneuwly vom Online-Vergleichsportal.
Nach den USA hat die Schweiz die grösste Gesundheitsausgabenquote. Laut den ETH-Ökonomen nehmen die Gesundheitsausgaben im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt weiter zu: von 12,4 Prozent im Jahr 2017 auf 12,9 Prozent im Jahr 2021.
Um die Ausgaben einzudämmen, sollten kostenbewusste Versicherte bessere Anreize kriegen, fordert Schneuwly. Die Krankenkassen hätten heute zu wenig Spielraum, um Versicherte mit fairen Prämien zu belohnen, wenn sie mit der Wahl von alternativen Versicherungsmodellen auf Effizienz der medizinischen Versorgung setzten. (gnc)