Der Franken wird seinem Ruf gerecht. Er ist wieder einmal der sichere Hafen. Je schlimmer sich die Situation im Nahen Osten präsentiert, desto stärker ist der Franken. Anleger weltweit suchen Schutz in der Schweizer Währung.
Das zeigte sich auch in der Nacht zum Mittwoch. Als Reaktion auf den Vergeltungsschlag des Iran zog der Franken zum Euro an. Er durchbrach kurz sogar die Marke von 1.08 Franken pro Euro und war damit so stark wie seit April 2017 nicht mehr. Ein Dreijahreshoch!
Seither hat sich der Franken wieder etwas abgeschwächt. Es ist gut möglich, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) interveniert hat. Sie stützt den Kurs mit dem Aufkauf von fremden Devisen. Die Notenbank agiert dabei im Versteckten. Das Ausmass ihres Handelns macht sie nicht publik.
Begrenzter Spielraum
Einen Hinweis darauf liefert aber die Entwicklung der Sichtguthaben. Diese stiegen zuletzt wieder an, nachdem die SNB seit dem letzten September kaum am Markt aktiv war.
Das heisst: Die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten bereiten der Notenbank ganz offenbar Sorgen. Die Situation verschlimmert sich dadurch, dass die US-Notenbank Bereitschaft signalisiert hat, die geldpolitischen Schleusen weiter zu öffnen, falls es nötig sein sollte. Das würde den US-Dollar gegenüber dem Franken schwächen.
Ausserdem ist der Spielraum der SNB begrenzt. Die Negativzinspolitik ist unter Beschuss, die Bilanz hat langsam schwindelerregende Höhen erreicht. Morgen Donnerstag wird die SNB die neuesten Zahlen präsentieren. Erwartet wird ein Gewinn in Höhe von knapp 50 Milliarden Franken.
Doppelte Stärke
Und wie geht es jetzt weiter? Thomas Flury, Experte der UBS, rechnet damit, dass sich der Franken nochmals aufwerten könnte. Er sieht den Kurs in den nächsten Monaten auf 1.07 Franken je Euro fallen.
Etwas optimistischer ist Elias Hafner von der ZKB. Er erwartet, dass sich der Euro in den nächsten Monaten gegenüber dem Franken stabilisieren dürfte und der Franken im Jahresverlauf leicht abwerten könnte.
Schwierig werde es aber, wenn die Situation im Nahen Osten ausser Kontrolle gerate. Der Franken dürfte dann doppelter Fluchtpunkt sein. Denn die Währung ist in diesem Szenario mehr als nur ein sicherer Hafen. Sollte sich die Situation verschärfen, steigt auch der Ölpreis, so das Argument.
Ein höherer Ölpreis drückt aber auf die Weltkonjunktur, insbesondere auch auf das fragile Wachstum der Euro-Zone. Das wiederum sorgt für eine relative Schwäche beim Euro. Oder anders: für plötzliche Muskeln beim Franken.